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Zeichnung von Hanna |
Ich hatte einmal Lust, mir ein richtig klassisches, auch kitschiges Märchen auszudenken, das sogar in der dafür typischen, für uns altertümlichen Sprache gehalten ist.
Vor
langer Zeit lebte einmal ein armer Fischer in einer windschiefen Holzhütte.
Seine Frau war sehr schön, sie war einmal eine Prinzessin gewesen, doch ihr
Vater, ein engstirniger, geiziger König hatte sie verstoßen, weil sie sich in
den Fischer verliebt hatte. Die beiden lebten äußerst bescheiden und hatten
doch nie genug zu Essen, denn sie mussten auch noch ihre vier Kinder ernähren,
und der Erlös aus dem Fischfang war nur sehr gering.
So näherte sich der Weihnachtstag, die Fischersfrau stand in der Holzhütte und wollte ein Weihnachtsmal zubereiten. Aber es war nichts im Haus, so sehr sie auch suchte und suchte, es war nichts aufzutreiben. Sie ging ins nahe gelegene Dorf, um sich etwas zu erbetteln, doch jedermann schlug ihr die Tür vor der Nase zu, denn niemand war vom Geiste der Weihnacht beseelt. Verzweifelt kehrte sie nach Hause zurück, setzte sich ratlos auf den einzigen, wackeligen Stuhl im ganzen Haus und weinte bitterlich. Als die Kinder von draußen, wo sie im Schnee gespielt hatten, hereinkamen, wischte sie schnell alle Tränen weg und sagte ihnen, sie wolle nur schnell nach dem Vater sehen, der bereits in aller Herrgottsfrühe zum Markt gegangen war, um vielleicht ein oder zwei seiner alten Fische zu verkaufen. Kaum war sie aber aus der Tür, schlug sie nicht erneut den Weg zum Dorf ein, sondern ging schweren Schrittes zum Strand hinunter, der wegen des Wassers nicht mit Schnee bedeckt war. Dort fiel sie schluchzend auf die Knie, faltete die Hände und betete zum lieben Gott, er möge doch ein Wunder geschehen lassen, nur dieses eine Mal, denn sie wusste weder aus noch ein.
Gerade als sie sich einigermaßen gefasst hatte und sich zum Gehen erhob, erblickte sie ein flackerndes Licht weit draußen auf dem Wasser. Trotz der großen Entfernung spürte sie seine Wärme, und sofort fiel sie wieder auf die Knie, da sie dachte, der Messias persönlich sei gekommen. Als das Licht aber immer näher kam, sah sie, dass keine Gestalt, kein Heiland darin stand, sie sah bloß die Umrisse gewaltiger Schwingen und senkte geblendet das Haupt. Da ertönte eine Stimme, so rein und klar, wie es nur die Stimme eines Engels, eines göttlichen Wesens sein konnte, und diese Stimme fragte die zusammengekauerte Frau: „Warum weinst du, Prinzessin?“
„Eine Prinzessin bin ich schon lange nicht mehr“, klagte die Fischersfrau, „Mein Vater, dieser Hund, hat mich, seine eigene Tochter, aus dem Schloss gejagt! Alles nur, weil ich einen Mann liebe, der nicht von adeliger Abstammung ist. Und nun verhungern meine Kinder, mein Mann und ich, während er in seinem Schloss sitzt und von der reich gedeckten Tafel isst!“
Und sie weinte noch heftiger.
„Liebe Frau“, sagte da die Stimme, „weine nicht, ich weiß einen Ausweg. Wer um ein Wunder bittet und es auch verdient, soll es erhalten.“
Da hob die Fischersfrau den Kopf an und fragte voller Hoffnung: „Einen Ausweg? Sagt mir, welchen?“
„Schick dein ältestes Kind zum Schloss deines Vaters. Es soll ihm von eurem Leid und der Ungerechtigkeit, die euch widerfährt, erzählen. Ein unschuldiges Kind kann sein hartes Herz erweichen.“
Die Frau verlor schlagartig alle Hoffnung, die sie gerade eben verspürt hatte.
„Mein ältestes Kind, meine liebe Tochter, soll ich wegschicken? Es ist bitterkalt, alles ist von Schnee bedeckt, und der Weg ist weit und gefährlich. Ich kann nicht das Leben meines Kindes aufs Spiel setzen!“
„Dem Kind wird nichts geschehen. Es ist klug und mutig, und das Glück, das es bis jetzt nie erfahren hat, wird auf seiner Seite stehen. Das, gute Frau, versichere ich dir.“ Mit diesen Worten entfernte sich das Licht, bis es nur noch als winziger Punkt weit draußen auf der stürmischen See zu erkennen war. Die Fischersfrau kauerte im Sand und sah ihm nach. Als es ganz verschwunden war, erhob sie sich und ging zurück ins Haus, und das Herz wurde ihr bei jedem Schritt schwerer. Denn sie konnte nicht voll und ganz an die Worte des Engels – sie war überzeugt, dass es einer gewesen war – glauben. Alle vier Kinder saßen auf dem Boden neben dem schwach brennenden Feuer im Ofen und blickten ihre Mutter aus hungrigen Augen an.
„Mutter, wann gibt es etwas zu essen?“ fragte das Jüngste, und sie brachte nur ein beschwichtigendes „Bald“ heraus. Dann forderte sie das älteste Kind, ihre einzige Tochter, die die gleichen goldenen, im ganzen Lande einmaligen Haare wie die ehemalige Prinzessin hatte, auf, mit ihr nach draußen zu kommen.
„Mein liebes Kind, ich habe einen Auftrag für dich. Du musst zum Schloss des Königs wandern. Klag ihm unser Leid und erzähle ihm, wessen Tochter du bist. Nimm dieses Amulett als Zeichen deiner Herkunft und zeige es ihm.“ Sie gab dem Kind ein goldenes Amulett mit dem Wappen ihrer Familie, das sie nie verkauft hatte, da es das einzige war, was sie an ihre liebe Mutter und ihre Kindheit erinnerte. „Sei bloß vorsichtig. Es ist ein beschwerlicher Weg, auf dem viele Gefahren lauern. Bitte verzeih mir. Es ist unser einziger Ausweg.“
Die Tochter hatte der Mutter stumm zugehört und schaute sie nun mit ernsten Augen an. Sie war ganz ruhig. „Fürchte dich nicht, Mutter. Ich werde mein Bestes geben, um euch zu helfen.“, sagte sie. Da brach der Fischersfrau das Herz endgültig entzwei, denn niemals hatte sie ein mutigeres und selbstloseres Kind gesehen. Sie umarmten sich zum Abschied, dann machte sich die Tochter auf zum Schloss.
So näherte sich der Weihnachtstag, die Fischersfrau stand in der Holzhütte und wollte ein Weihnachtsmal zubereiten. Aber es war nichts im Haus, so sehr sie auch suchte und suchte, es war nichts aufzutreiben. Sie ging ins nahe gelegene Dorf, um sich etwas zu erbetteln, doch jedermann schlug ihr die Tür vor der Nase zu, denn niemand war vom Geiste der Weihnacht beseelt. Verzweifelt kehrte sie nach Hause zurück, setzte sich ratlos auf den einzigen, wackeligen Stuhl im ganzen Haus und weinte bitterlich. Als die Kinder von draußen, wo sie im Schnee gespielt hatten, hereinkamen, wischte sie schnell alle Tränen weg und sagte ihnen, sie wolle nur schnell nach dem Vater sehen, der bereits in aller Herrgottsfrühe zum Markt gegangen war, um vielleicht ein oder zwei seiner alten Fische zu verkaufen. Kaum war sie aber aus der Tür, schlug sie nicht erneut den Weg zum Dorf ein, sondern ging schweren Schrittes zum Strand hinunter, der wegen des Wassers nicht mit Schnee bedeckt war. Dort fiel sie schluchzend auf die Knie, faltete die Hände und betete zum lieben Gott, er möge doch ein Wunder geschehen lassen, nur dieses eine Mal, denn sie wusste weder aus noch ein.
Gerade als sie sich einigermaßen gefasst hatte und sich zum Gehen erhob, erblickte sie ein flackerndes Licht weit draußen auf dem Wasser. Trotz der großen Entfernung spürte sie seine Wärme, und sofort fiel sie wieder auf die Knie, da sie dachte, der Messias persönlich sei gekommen. Als das Licht aber immer näher kam, sah sie, dass keine Gestalt, kein Heiland darin stand, sie sah bloß die Umrisse gewaltiger Schwingen und senkte geblendet das Haupt. Da ertönte eine Stimme, so rein und klar, wie es nur die Stimme eines Engels, eines göttlichen Wesens sein konnte, und diese Stimme fragte die zusammengekauerte Frau: „Warum weinst du, Prinzessin?“
„Eine Prinzessin bin ich schon lange nicht mehr“, klagte die Fischersfrau, „Mein Vater, dieser Hund, hat mich, seine eigene Tochter, aus dem Schloss gejagt! Alles nur, weil ich einen Mann liebe, der nicht von adeliger Abstammung ist. Und nun verhungern meine Kinder, mein Mann und ich, während er in seinem Schloss sitzt und von der reich gedeckten Tafel isst!“
Und sie weinte noch heftiger.
„Liebe Frau“, sagte da die Stimme, „weine nicht, ich weiß einen Ausweg. Wer um ein Wunder bittet und es auch verdient, soll es erhalten.“
Da hob die Fischersfrau den Kopf an und fragte voller Hoffnung: „Einen Ausweg? Sagt mir, welchen?“
„Schick dein ältestes Kind zum Schloss deines Vaters. Es soll ihm von eurem Leid und der Ungerechtigkeit, die euch widerfährt, erzählen. Ein unschuldiges Kind kann sein hartes Herz erweichen.“
Die Frau verlor schlagartig alle Hoffnung, die sie gerade eben verspürt hatte.
„Mein ältestes Kind, meine liebe Tochter, soll ich wegschicken? Es ist bitterkalt, alles ist von Schnee bedeckt, und der Weg ist weit und gefährlich. Ich kann nicht das Leben meines Kindes aufs Spiel setzen!“
„Dem Kind wird nichts geschehen. Es ist klug und mutig, und das Glück, das es bis jetzt nie erfahren hat, wird auf seiner Seite stehen. Das, gute Frau, versichere ich dir.“ Mit diesen Worten entfernte sich das Licht, bis es nur noch als winziger Punkt weit draußen auf der stürmischen See zu erkennen war. Die Fischersfrau kauerte im Sand und sah ihm nach. Als es ganz verschwunden war, erhob sie sich und ging zurück ins Haus, und das Herz wurde ihr bei jedem Schritt schwerer. Denn sie konnte nicht voll und ganz an die Worte des Engels – sie war überzeugt, dass es einer gewesen war – glauben. Alle vier Kinder saßen auf dem Boden neben dem schwach brennenden Feuer im Ofen und blickten ihre Mutter aus hungrigen Augen an.
„Mutter, wann gibt es etwas zu essen?“ fragte das Jüngste, und sie brachte nur ein beschwichtigendes „Bald“ heraus. Dann forderte sie das älteste Kind, ihre einzige Tochter, die die gleichen goldenen, im ganzen Lande einmaligen Haare wie die ehemalige Prinzessin hatte, auf, mit ihr nach draußen zu kommen.
„Mein liebes Kind, ich habe einen Auftrag für dich. Du musst zum Schloss des Königs wandern. Klag ihm unser Leid und erzähle ihm, wessen Tochter du bist. Nimm dieses Amulett als Zeichen deiner Herkunft und zeige es ihm.“ Sie gab dem Kind ein goldenes Amulett mit dem Wappen ihrer Familie, das sie nie verkauft hatte, da es das einzige war, was sie an ihre liebe Mutter und ihre Kindheit erinnerte. „Sei bloß vorsichtig. Es ist ein beschwerlicher Weg, auf dem viele Gefahren lauern. Bitte verzeih mir. Es ist unser einziger Ausweg.“
Die Tochter hatte der Mutter stumm zugehört und schaute sie nun mit ernsten Augen an. Sie war ganz ruhig. „Fürchte dich nicht, Mutter. Ich werde mein Bestes geben, um euch zu helfen.“, sagte sie. Da brach der Fischersfrau das Herz endgültig entzwei, denn niemals hatte sie ein mutigeres und selbstloseres Kind gesehen. Sie umarmten sich zum Abschied, dann machte sich die Tochter auf zum Schloss.
Sie
wanderte einige Zeit dahin, über schneebedeckte Felder und weite Ebenen, und
der kalte Wind schnitt ihr unbarmherzig ins Gesicht und fuhr ihr unter die
Kleider. Nach einigen Stunden kam sie an den Fuß eines großen Berges, auf
dessen Spitze noch mehr Schnee lag als unten im Tal. Sie machte sich an den
beschwerlichen Aufstieg und kletterte ohne Pause, obwohl sie sich die Hände an
den scharfkantigen Steinen aufschnitt und ihr ganzer Körper schmerzte. Als sie
fast oben angekommen war, erblickte sie neben dem Gipfelkreuz eine Frau stehen,
deren Gesicht und Hände von einer schrecklichen Krankheit entstellt waren.
Beinahe verlor sie vor Schreck den Halt, doch sie schaffte es, am Berg zu
bleiben und hievte sich erschöpft ganz nach oben. Dort ging sie vorsichtig auf
die Frau zu.
„Gute Frau, was macht Ihr hier oben? Und verzeiht mir die Frage, was ist mit euch passiert?“ Die Frau, die bei näherer Betrachtung schon sehr alt war, lächelte milde.
„Du gutes Kind, einst war ich sehr schön. Doch ich war auch hochmütig und niederträchtig und spielte mit denen, die um meine Gunst buhlten. Einer davon war ein böser Hexenmeister und verdammte mich dazu, auf ewig hier oben festzusitzen, fürchterlich entstellt, sodass jeder, der hier heraufkommt und mich erblickt, aber kein reines, gütiges Herz hat, vor Schreck und Grausen in den Abgrund stürzt. Du aber bist unschuldig und gütig, denn du bist nicht hinunter gefallen. Ich bitte dich noch um eines, bitte löse meine Fesseln.“ Und sie hielt dem Mädchen ihre Hände hin, die von den Schnüren, mit denen sie umwickelt und an das Gipfelkreuz gebunden waren, schon wund gescheuert waren. Kurzentschlossen zerrte das Mädchen an den Fesseln, und je mehr sie sich ablösten, desto wilder heulte der Wind, und als sie schließlich ganz abfielen, ergellte ein so grauenhafter Schrei, dass das Mädchen zusammenzuckte und umfiel. Es entstand ein richtiger Schneesturm, und sie kauerte sich furchtsam auf dem Boden zusammen.
Plötzlich aber, als der Wind sie zu erfassen und wegzutragen drohte, hörte alles auf. Es wurde vollkommen ruhig. Langsam öffnete das Mädchen die aus Angst geschlossenen Augen. Vor ihm stand eine Frau, jung und atemberaubend schön, nur das Fleisch um ihre Handgelenke leuchtete rot.
„Steh auf, mein Kind. Du hast mich erlöst. Als Dank gebe ich dir eine weiße Rose mit. Bewahre sie gut auf, denn sie wird dir noch von großem Nutzen sein.“ Mit diesen Worten verschwand sie. Da, wo sie gestanden hatte, lag eine einzige, perfekte weiße Rose im Schnee. Das Mädchen nahm die Rose an sich und begann, immer noch ein wenig verängstigt, mit dem Abstieg. Der ging ihr leicht von der Hand, kein einziges Mal rutschte es aus oder fiel hin, sodass es neuer Mut packte, und so gelangte es schnell an einen düsteren Wald.
„Gute Frau, was macht Ihr hier oben? Und verzeiht mir die Frage, was ist mit euch passiert?“ Die Frau, die bei näherer Betrachtung schon sehr alt war, lächelte milde.
„Du gutes Kind, einst war ich sehr schön. Doch ich war auch hochmütig und niederträchtig und spielte mit denen, die um meine Gunst buhlten. Einer davon war ein böser Hexenmeister und verdammte mich dazu, auf ewig hier oben festzusitzen, fürchterlich entstellt, sodass jeder, der hier heraufkommt und mich erblickt, aber kein reines, gütiges Herz hat, vor Schreck und Grausen in den Abgrund stürzt. Du aber bist unschuldig und gütig, denn du bist nicht hinunter gefallen. Ich bitte dich noch um eines, bitte löse meine Fesseln.“ Und sie hielt dem Mädchen ihre Hände hin, die von den Schnüren, mit denen sie umwickelt und an das Gipfelkreuz gebunden waren, schon wund gescheuert waren. Kurzentschlossen zerrte das Mädchen an den Fesseln, und je mehr sie sich ablösten, desto wilder heulte der Wind, und als sie schließlich ganz abfielen, ergellte ein so grauenhafter Schrei, dass das Mädchen zusammenzuckte und umfiel. Es entstand ein richtiger Schneesturm, und sie kauerte sich furchtsam auf dem Boden zusammen.
Plötzlich aber, als der Wind sie zu erfassen und wegzutragen drohte, hörte alles auf. Es wurde vollkommen ruhig. Langsam öffnete das Mädchen die aus Angst geschlossenen Augen. Vor ihm stand eine Frau, jung und atemberaubend schön, nur das Fleisch um ihre Handgelenke leuchtete rot.
„Steh auf, mein Kind. Du hast mich erlöst. Als Dank gebe ich dir eine weiße Rose mit. Bewahre sie gut auf, denn sie wird dir noch von großem Nutzen sein.“ Mit diesen Worten verschwand sie. Da, wo sie gestanden hatte, lag eine einzige, perfekte weiße Rose im Schnee. Das Mädchen nahm die Rose an sich und begann, immer noch ein wenig verängstigt, mit dem Abstieg. Der ging ihr leicht von der Hand, kein einziges Mal rutschte es aus oder fiel hin, sodass es neuer Mut packte, und so gelangte es schnell an einen düsteren Wald.
Von
dem neuen Mut erfüllt, betrat sie ihn beschwingt. Nach kurzer Zeit erreichte
sie eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein riesiger Baum stand. Das Mädchen
ging weiter, doch als es den Baum passieren wollte, öffneten sich seine
gigantischen Äste und hoben eine Frau frei, von Kopf bis Fuß so dunkelbraun wie
der Baum, mit dünnem Reisig als Haaren und einem Kleid aus Blättern. Ihre Augen
waren von einem so dunklen Grün, dass es fast wie schwarz wirkte, und sie
blickte das Mädchen kalt und grausam an.
„Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?“ fragte sie gebieterisch.
„Entschuldigen Sie“, sagte das Mädchen, immer noch von Mut gepackt, „ Es war nie meine Absicht, Sie zu stören. Ich möchte nur meinen Weg zum Schloss des Königs fortsetzen.“
„Du willst also an mir vorbei?“ Die Stimme der Frau wurde schmeichelnd, und doch schauderte es dem Mädchen. „Ich bin die Königin dieses Waldes. Du kannst deinen Weg nur fortsetzen, wenn du mir eine rote Rose als Zeichen deiner Ehrerbietung gibst. Sonst werde ich dich töten.“ Die Königin lächelte grausam und entblößte eine Reihe morscher hölzerner Zähne.
Das Mädchen holte die weiße Rose aus seiner Jackentasche und dachte nach. Meine Rose ist weiß. Das wird der abscheulichen Königin nicht genügen. Diese lachte höhnisch auf, als sie die Rose erblickte. „Ich sagte rot! Rot wie Blut.“ keifte sie. Rot wie Blut, dachte das Mädchen und sah hinab auf seine Hände, die noch immer aus den Schnittwunden bluteten, die es sich beim Besteigen des Berges zugezogen hatte.
„Warten Sie einen Moment, meine Königin“, sagte es. Sie umfasste die Blütenblätter mit ihren Händen und sofort sog sich die Rose voll und erstrahlte in einem glänzenden Rot. Die Wunden an den Fingern aber waren verheilt. Das Gesicht der Königin verzog sich enttäuscht, als das Mädchen ihr die Rose reichte. „Rot wie Blut“, sagte es. Die Königin schnaubte wütend, und mit einem letzten hasserfüllten Blick auf das Mädchen verschwand sie wieder hinter den starken Ästen. Das Mädchen aber ging weiter seiner Wege, noch ein Stückchen durch den Wald, bis es schließlich, nicht unweit des Waldrandes, in ein kleines Dorf kam.
Dahinter thronte auf einer steilen Anhöhe das Königsschloss.
„Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?“ fragte sie gebieterisch.
„Entschuldigen Sie“, sagte das Mädchen, immer noch von Mut gepackt, „ Es war nie meine Absicht, Sie zu stören. Ich möchte nur meinen Weg zum Schloss des Königs fortsetzen.“
„Du willst also an mir vorbei?“ Die Stimme der Frau wurde schmeichelnd, und doch schauderte es dem Mädchen. „Ich bin die Königin dieses Waldes. Du kannst deinen Weg nur fortsetzen, wenn du mir eine rote Rose als Zeichen deiner Ehrerbietung gibst. Sonst werde ich dich töten.“ Die Königin lächelte grausam und entblößte eine Reihe morscher hölzerner Zähne.
Das Mädchen holte die weiße Rose aus seiner Jackentasche und dachte nach. Meine Rose ist weiß. Das wird der abscheulichen Königin nicht genügen. Diese lachte höhnisch auf, als sie die Rose erblickte. „Ich sagte rot! Rot wie Blut.“ keifte sie. Rot wie Blut, dachte das Mädchen und sah hinab auf seine Hände, die noch immer aus den Schnittwunden bluteten, die es sich beim Besteigen des Berges zugezogen hatte.
„Warten Sie einen Moment, meine Königin“, sagte es. Sie umfasste die Blütenblätter mit ihren Händen und sofort sog sich die Rose voll und erstrahlte in einem glänzenden Rot. Die Wunden an den Fingern aber waren verheilt. Das Gesicht der Königin verzog sich enttäuscht, als das Mädchen ihr die Rose reichte. „Rot wie Blut“, sagte es. Die Königin schnaubte wütend, und mit einem letzten hasserfüllten Blick auf das Mädchen verschwand sie wieder hinter den starken Ästen. Das Mädchen aber ging weiter seiner Wege, noch ein Stückchen durch den Wald, bis es schließlich, nicht unweit des Waldrandes, in ein kleines Dorf kam.
Dahinter thronte auf einer steilen Anhöhe das Königsschloss.
Frohen
Mutes und mit dem Wissen, dem Ziel so nahe zu sein, schritt sie schnellen
Schrittes und leichten Herzens durch das Dorf. Die Häuser auf beiden Seiten der
Straße waren baufällig und ärmlich, fast noch baufälliger und ärmer als ihr
eigenes Haus. Da kam aus einem besonders kleinen, schiefen Haus eine Frau
gestürmt und warf sich vor das Mädchen hin.
„Mein liebes Kind, hast du nicht vielleicht etwas für mich? Mein Mann ist tot, und meine Kinder und ich verhungern noch. Das Jüngste kämpft schon um sein Leben, sag mir, kannst du uns nicht helfen?“ Das Elend der Frau, die wirklich noch ärmer aussah als die Mutter des Mädchens und seine Geschwister, ging ihr nahe. Die Kinder der Frau standen in der Tür des Hauses, ein Junge hielt ein nur noch schwach atmendes Bündel in seinen Armen, sie alle starrten das Mädchen aus tiefliegenden, hoffnungslosen Augen an. Doch was sollte sie geben, wo sie doch selber so bitterarm war?
In diesem Moment fiel ihr das Amulett ein, das sie um den Hals trug. Sollte sie es hergeben? „Nimm dieses Amulett als Zeichen deiner Herkunft und zeige es ihm.“ hallten die Worte ihrer Mutter in ihrem Kopf wider. Doch sie konnte nicht einfach weitergehen, also nahm sie das Amulett ab und gab es der armen Frau. „Verkaufe es, und verlange einen guten Preis. Es ist viel wert.“ sagte das Mädchen und ging, die Dankesrufe der Familie hinter sich lassend, weiter.
Mit jedem Schritt, der sie dem Schloss näherbrachte, wurde ihr das Herz schwerer. Alles war umsonst gewesen, der König würd ihr nie glauben, wessen Tochter sie war, wo sie doch das Amulett hergegeben hatte. Trotzdem hatte sie tief in ihrem Inneren das Gefühl, das Richtige getan zu haben, und so wollte sie es wenigstens versuchen. Sie bat die Wachen am Tor um eine Audienz beim König, es gehe um eine wichtige Sache, und der Warmherzigere der beiden hatte Mitleid mit dem armen Kind, so wurde sie zum König vorgelassen.
Dieser saß wirklich an einer reich gedeckten Tafel und aß, was sein Bauch nur fassen konnte. Als das Mädchen hereintrat, blickte er auf.
„Wer ist das? Was willst du, Bettlerkind?“ begehrte er zornig zu erfahren.
„Ich bin mitnichten ein Bettlerkind. Ich bin die Tochter der ehemaligen Prinzessin und ihrem ehrbaren Mann, und ich bin hier um Euch unser Leid zu klagen.“ sagte sie voller Stolz und Trotz. Der König aber glaubte ihr nicht und verlangte einen Beweis für ihre Herkunft. Und außerdem, er hatte seine unwürdige Tochter verstoßen, warum sollte er nun Erbarmen haben? Da schwand dem Mädchen aller Mut, den es noch hatte, und es begann bitterlich zu weinen. Dabei rutschte ihr das Tuch, das sie vor dem Wind hätte schützen sollen, vom Kopf und offenbarte ihr goldenes, unvergleichliches Haar.
Der König erkannte sie als die Tochter seiner Tochter, denn wer sonst könnte solche Haare haben? Und er wurde ergriffen von Liebe zu ihr, die doch immer sein ganzer Stolz gewesen war und die er seit ihrer Verbannung elendiglich vermisste. Er erhob sich, nahm das Kind in seine Arme und befahl seinen Dienern, sofort seine Tochter mitsamt ihrer ganzen Familie zu holen.
„Mein liebes Kind, hast du nicht vielleicht etwas für mich? Mein Mann ist tot, und meine Kinder und ich verhungern noch. Das Jüngste kämpft schon um sein Leben, sag mir, kannst du uns nicht helfen?“ Das Elend der Frau, die wirklich noch ärmer aussah als die Mutter des Mädchens und seine Geschwister, ging ihr nahe. Die Kinder der Frau standen in der Tür des Hauses, ein Junge hielt ein nur noch schwach atmendes Bündel in seinen Armen, sie alle starrten das Mädchen aus tiefliegenden, hoffnungslosen Augen an. Doch was sollte sie geben, wo sie doch selber so bitterarm war?
In diesem Moment fiel ihr das Amulett ein, das sie um den Hals trug. Sollte sie es hergeben? „Nimm dieses Amulett als Zeichen deiner Herkunft und zeige es ihm.“ hallten die Worte ihrer Mutter in ihrem Kopf wider. Doch sie konnte nicht einfach weitergehen, also nahm sie das Amulett ab und gab es der armen Frau. „Verkaufe es, und verlange einen guten Preis. Es ist viel wert.“ sagte das Mädchen und ging, die Dankesrufe der Familie hinter sich lassend, weiter.
Mit jedem Schritt, der sie dem Schloss näherbrachte, wurde ihr das Herz schwerer. Alles war umsonst gewesen, der König würd ihr nie glauben, wessen Tochter sie war, wo sie doch das Amulett hergegeben hatte. Trotzdem hatte sie tief in ihrem Inneren das Gefühl, das Richtige getan zu haben, und so wollte sie es wenigstens versuchen. Sie bat die Wachen am Tor um eine Audienz beim König, es gehe um eine wichtige Sache, und der Warmherzigere der beiden hatte Mitleid mit dem armen Kind, so wurde sie zum König vorgelassen.
Dieser saß wirklich an einer reich gedeckten Tafel und aß, was sein Bauch nur fassen konnte. Als das Mädchen hereintrat, blickte er auf.
„Wer ist das? Was willst du, Bettlerkind?“ begehrte er zornig zu erfahren.
„Ich bin mitnichten ein Bettlerkind. Ich bin die Tochter der ehemaligen Prinzessin und ihrem ehrbaren Mann, und ich bin hier um Euch unser Leid zu klagen.“ sagte sie voller Stolz und Trotz. Der König aber glaubte ihr nicht und verlangte einen Beweis für ihre Herkunft. Und außerdem, er hatte seine unwürdige Tochter verstoßen, warum sollte er nun Erbarmen haben? Da schwand dem Mädchen aller Mut, den es noch hatte, und es begann bitterlich zu weinen. Dabei rutschte ihr das Tuch, das sie vor dem Wind hätte schützen sollen, vom Kopf und offenbarte ihr goldenes, unvergleichliches Haar.
Der König erkannte sie als die Tochter seiner Tochter, denn wer sonst könnte solche Haare haben? Und er wurde ergriffen von Liebe zu ihr, die doch immer sein ganzer Stolz gewesen war und die er seit ihrer Verbannung elendiglich vermisste. Er erhob sich, nahm das Kind in seine Arme und befahl seinen Dienern, sofort seine Tochter mitsamt ihrer ganzen Familie zu holen.
Noch
am selben Abend wurden sie alle auf das Schloss gebracht und wahrhaft königlich
eingekleidet. Es gab Essen und Geschenke und viele vergossene Tränen, wenn auch
Freudentränen, denn der König war voll Glück, seine Tochter wieder und seine
Enkelkinder um sich zu haben, und sogar mit dem Fischer söhnte er sich aus.
Jahre später, als der alte König gestorben war, wurden seine Tochter und ihr Mann zu Königin und König gekrönt, und sie und ihre Nachkommen regierten das Land voller Weisheit und Güte, so dass niemand je mehr hungern oder frieren musste.
Jahre später, als der alte König gestorben war, wurden seine Tochter und ihr Mann zu Königin und König gekrönt, und sie und ihre Nachkommen regierten das Land voller Weisheit und Güte, so dass niemand je mehr hungern oder frieren musste.
- Caro
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