„What doesn't kill you makes you stronger“ - Blutige Menstruationsgeschichten

Text: Hildegard-Crew, Illustration: Lena


Die Periode ist elendig. Wie eine immer wiederkehrende Krankheit belästigt die dich einmal im Monat, versaut dir deine Tage, bereitet dir Kopfschmerzen und hundert andere Symptome. Du musst damit leben, sie verstecken, und genau darum macht die Periode dich stark. Du lernst, mit den komischsten, peinlichsten und skurrilsten Situationen umzugehen, immer wieder aufzustehen, die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen. Kein Schmerz ist mehr so stark wie deine Bauchkrämpfe, du bist mutig, tapfer, deine eigene Heldin. Hier die unverfälschten und knallharten Geschichten unserer Hildegard-Autorinnen...

 Der Wochenendtrip
„Stell dir vor, du bist auf einem Wochenendtrip, bekommst unerwartet deine Periode; hast weder Binden, Tampons noch Medikamente dabei. Außerdem musst du ganz dringend duschen, doch in der Jugendherberge gibt es keine Handtücher, es sind unangekündigt Unisex-Waschzimmer und du hast natürlich an keinen Bikini gedacht. Kann es noch schlimmer kommen? Gottseidank können dich Leute mit Hygienemitteln versorgen, aber das Duschproblem ist immer noch nicht gelöst. Heimlich schleichst du dich mitten in der Nacht aus dem Zimmer, hoffst, dass du nicht vergewaltigt wirst und das keiner das Blut in den Waschräumen bemerkt, trocknest deinen ganzen Körper mit Ach und Krach mit Toilettenpapier ab, benutzt für deine Haare ein Bettlaken. Völlig erschöpft und die Angst, entdeckt zu werden, noch in den Knochen steckend, schleichst du dich zurück und fragst dich, ob sich das nächtliche Abenteuer wirklich gelohnt hat. Egal, dafür hast du das Problem souverän gelöst.“-anonym

Aller Anfang
"Es war eine Öffentliche Toilette. Das elektronische Licht strahlte bläulichem aus schwarzlicht-ähnlichen Lampen und ich hatte der griesgrämig 20 Cent Benützungsgeld bezahlt. Manche Leute sagen, diese blauen Lampen werden verwendet, um das Spritzen von Heroin zu vermeiden, nachdem man im schwarzlicht die Venen nicht erkennen kann. Ob dieser Mythos stimmt oder nicht, kann ich nicht sagen. Ich verschwendete wenig Gedanken an das Licht, eilte in die Klokabine.
Als ich endlich saß und mich 'erleichterte' bemerkte ich es an der Innenseite meiner Unterhose. Es war nicht-Unterhosen-farbig!! Es war Schwarz. oder Rot oder Blau oder Braun oder Violett. In dem Schwarzlicht konnte ich das so genau nicht sehen.
Hatte ich in die Hose gemacht? Hatte ich die Regel bekommen? Scheiße.
Ich verbrachte den Tag mit ungewissenheit und drei Kilometern Klopapier in der Unterhose (und das Klopapier war noch nicht einmal dreilagig, was später das Entfernen aus der Unterhose sehr schwer machte).
Abends stellte sich heraus, dass ich tatsächlich meine allererste Periode bekommen hatte." -anonym

Die Pool-Party
„Ich war auf eine Pool-Party eingeladen, hatte aber meine Periode und wollte nicht mitschwimmen. Als Ausrede erklärte ich, dass ich schwimmen nicht mochte oder meinen Badeanzug vergessen hatte, aber so genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls wurde ich kurzerhand in den Pool geschmissen und konnte dann natürlich nicht mehr sagen, dass ich meine Tage hatte, sonst hätten sich alle Leute geekelt und wären nicht mehr schwimmen gegangen. Die Binde saugte sich voll Wasser und ich konnte nicht wirklich raus aus dem Becken, da es sonst auffällig geworden wäre, wenn ich sofort aufs Klo gerannt wäre. Irgendwann stahl ich mich heimlich davon, versuchte so aufrecht wie möglich zu laufen, obgleich das Pad auf bestimmt das sechzehnfache angeschwollen war und das Laufen nicht nur erschwerte sondern regelrecht behinderte. Ich ging auf das Gästeklo, da die obere Etage für die Gäste verboten war. Im Gästeklo gab es weder Binden noch ein Mülleimer und so musste ich meine Unterhose mit Klopapier ausstatten und das Monstrum an Binde, dem schon seltsame, unerklärliche Gummikügelchen entwichen, damit umwickeln und unauffällig ganz tief unten im Küchenmüll versenken. Dann ging es wieder nach draußen, zum Trocknen meines Leibes samt Klamotten, da ich unmöglich nach Wechselsachen fragen konnte, aufgrund der Gefahr, alles mit einem roten Siegel zu versehen. Dies klappte ganz gut. Danach wurde ich gefragt, ob ich spontan mit im Zelt übernachten wolle und trotz meiner miserablen Lage, nass, verknittert und voll Blut, konnte ich mir die Chance nicht entgehen lassen. Ganz nebenbei fragte ich nach einer Binde, weil ich ja über Nacht noch meine Tage bekommen könnte und hatte anschließend noch eine gute Zeit.“-anonym

Der Fleck 
" Das Bett gehört nicht mir, ebenso das Zimmer. Der Wecker hat bereits drei mal hysterisch geschrillt, ich habe es immer noch nicht geschafft, mich aus den Fesseln (alias flauschig-warme Decken) zu befreien. Eigentlich sollte ich schon seit zwanzig Minuten wach und fertig für die Schule sein, aber das Bett ist einfach so viel wärmer als der Rest dieser undankbaren Welt. Ein viertes Mal ertönt das Weckergekreische. Irgendwie schaffe ich es, den Schlafmodus nicht noch einmal einzuschalten und wurste mich seltsam aus dem Deckenberg über mir. Und dabei erblicke ich ihn. Rot und angsteinflößend und noch immer feucht und groß. Keine Ahnung, warum ich es nicht gemerkt habe. Könnte mein Körper sich denn nicht einfach endlich angewöhnen, die Menstruation mit Bauchkrämpfen oder Schwindelkeit ankündigen?!?? Aber bitten hilft jetzt nicht. In wenigen Minuten sollte ich im Auto sitzen und das Blut ist durch all die Hosen- und Lakenschichten zur Matratze durchgesickert. Hämisch und furchterregend blickt er mir entgegen, der Fleck. Panisch laufe ich ins Bad und hole gefühlte hundert Rollen Klopapier. Handtücher. Wasser. Seife. Das Rubbeln beginnt. Mit wenig erfolg. Ich reibe mehr vom Stoff des Lakens als vom Blut weg. Und dann ist da auch noch die Matratze, von der ich keine Ahnung habe, wie ich all das Blut jemals wieder heraus bekommen soll.
Irgendwann habe ich es geschafft, und man kann am Laken beinahe nichts mehr vom Rot sehen. Aber mit der Matratze habe ich keine Ahnung. Es ist schon so spät. Ich stehe halb nackt im Zimmer (auch meine Hose wurde vom hartherzigen Blut nicht verschont) und weine beinahe.
Die ganze Tragödie wird schlussendlich durch meine Tante gelöst. Unsicher klopfe ich an ihre Türe und wecke sie somit um 06:00 Uhr aus ihrem leichten Schlaf. Ich erwarte geschimpfe über die 'gute Matratze' oder mindestens gelächter über meinen Signal-gebe-unfähigen Körper. Aber keine dieser Verschlimmerungen geschieht. Sie beruhigt mich zuerst ein wenig, und meint dann, 'frühstücke jetzt und geh zur Schule, ich kümmere mich um die alte Matratze'. Ich könnte weinen vor Erleichterung.

(Anmerkung: die schon länger bestehende Theorie, meine Tante sei auf Hogwarts ausgebildet worden, hat sich wieder einmal bestätigt: auf der Matratze ist keine einzige Blutspur mehr zu sehen)." -anonym






0 Kommentare :