Text und Bild von Dora |
Dieser Post ist wichtig. Auch wenn man darüber streiten kann, wie wichtig man Schule nehmen sollte und wie sinnvoll unsere Schulsystem insgesamt ist, ist die Schule ein System in dem wir alle drinstecken oder -steckten und aufgrund dessen jeder mehr oder minder am verzweifeln ist. Dagegen kann man vorgehen, denn Schule ist eine Wissenschaft für sich, der man auf den Grund gehen kann, sie ist ein Spiel, für das man eine Strategie entwickeln kann.
Nach zwölf Jahren fast abgeschlossener Schule sollte man langsam den Dreh heraus haben, wie man erfolgreich Klassenarbeiten/Klausuren schreibt. Habe ich nicht. Vor jeder Klausur scheint sich ein Reset-Knopf in meinem Kopf selbst zu tätigen, und ich vergesse völlig, wie man sich vorbereitet und lernt und wie man, zum Beispiel, eine Analyse schreibt. Man sollte wenigstens bis zum Abitur/Matura mehrere Lernmodelle ausprobiert haben und sich vielleicht aufschreiben, wie man sich vorbereitet hat (wenn man auch diesen Reset-Knopf nach Klausuren hat wie ich) um dann das beste zu wiederholen, optimal zu lernen und viel Stress zu vermeiden.
Nach meinen allerletzten Klausuren habe ich beschlossen, die Dinge die ich mir doch behalten habe, die mir gut vor Klausuren geholfen haben, festzuhalten. Ich habe mich jedes Mal anders vorbereitet und von Fach zu Fach auch unterschiedlich, aber mit ein wenig Struktur kann man daraus wahrscheinlich ein hilfreiches Lernmodell ableiten. Auch aus dem Vergleich mit meinen lernerischen Vorlieben kann man vielleicht analysieren, wie man selber tickt. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, ein Vergleich mit anderen Personen (aka „du hast so viel mehr gelernt!“) ist absolut unnötig, weil es eine ganz persönliche Angelegenheit ist, die auch viel Erfahrung bedarf. Auch komische Lernmethoden sind absolut nichts, für das man sich schämen muss, es ist toll, wenn man herausgefunden hat, was super für einen funktioniert!
Ich weiß noch nicht, wie erfolgreich meine allerletzten Klausuren waren, aber ich habe mich bei meinen gut gefühlt und bin nicht in Tränen ausgebrochen, was wohl das wichtigste ist.
1. Inhaltliche Vorbereitung
Je nach Lerntyp oder nach Fach kann man auf unterschiedliche Weise seinen Lernstoff aufbereiten:
- als Karteikarten, für Leute, die gerne etwas mit den Händen machen, und Wissen vielleicht metaphorisch in ihren „Händen“ halten und als seelischen Beistand überall hintragen wollen
- Spickzettel sind auch super, auch wenn man sie nicht anwendet, kann das wichtigste Wissen auf einem Zettel oder einer Karte, einen psychisch unterstützen
- Mind- Maps, in denen man sein ganzes Wissen ordnen und Zusammenhänge darstellen kann
- irgendwelche selbstgestalteten, unkonventionellen Lernzettel oder Plakate, bei denen man Dinge, zum Beispiel, ausklappen kann
- eigen erstellte Hefte, in denen man zum Beispiel aus Lehrbüchern Texte abschreibt und so ein „besseres“, für einen persönlich verständlicheres Lehrbuch erstellt
- das Ordnen des bereits vorhandenen Heftes
Alle diese Dinge kann man, je nach Bedarf mehr oder weniger ausführlich machen. Ich brauchte immer diese ganz ausführliche Variante, weil ich immer alles ins kleinste Detail wissen muss, um sicher zu sein. Manche können sich aber auch sicher, wenn sie nur das wichtigste wissen, den Rest dann ableiten. Außerdem kann ich mir Dinge oft auch erst gut merken, wenn ich sie bildlich in meinem Kopf habe, nicht nur als Diagramm oder Zeichnung, aber auch als Tabellen und Texte. In einer Klausur kann ich mir dann merken, wo etwas in welchem Zusammenhang stand. Wenn ich mehrere Regeln auswendig wissen muss, merke ich mir auch gerne die Anzahl, dann kann ich mir die Regeln ableiten.
Alle diese Vorbereitungsmethoden setzen viel Eigeninitiative voraus, doch bei mir ist das so, dass ich nicht gut lernen kann, wenn man mir etwas erzählt, oder wenn ich irgendwelche fremdem Texte lesen muss. Meine Konzentration hält nur, wenn ich selber etwas machen kann, und am besten selber etwas Kreatives erstellen kann. Aufgaben kann ich manchmal erst erledigen, wenn ich das Blatt angemalt und die Überschrift in einer besonderen Schrift geschrieben habe. Beim Durchlesen von Texten hilft mir vor allem die Bearbeitung mit dem Textmarker, auch wenn ich vielleicht sinnlos alles markiere und damit kein Überblick geschaffen worden ist, habe ich mich dann mit dem Text auseinandergesetzt.
2. Vorbereitung auf die Aufgaben
Wenn du in der gymnasialen Oberstufe in NRW bist, schaue dir die Operatoren an, die du auf www.standardsicherung.schulminiserium.nrw.de findest. Das ist eine Art Tabelle, in der ein wenig genauer erklärt wird, was zum Beispiel der Begriff „analysieren“ in der Aufgabenstellung umfasst, damit du nicht an den Anforderungen einer Aufgabe völlig vorbeischlitterst, obwohl du es eigentlich könntest. Für andere Schulformen und Teile dieser Welt weiß ich nicht, ob es so etwas gibt, aber da würde ich einfach mal den Lehrer/die Lehrerin fragen. Bei nicht zentral gestellten Klassenarbeiten und Tests gucke dir einfach die Aufgaben an, die ihr im Unterricht gemacht habt. Viele Lehrer nehmen genau diese Modelle und wandeln sie einfach um. Außerdem kannst du dir angucken, was du in den Klausuren vorher nicht beachtet hast. Bestimmte Lehrer sind auch besonders empfindlich für manche Fehler und freuen sich besonders über andere Dinge, die man in seine Arbeit einbringt. Das gilt immer herauszufinden.
Bei in der Stufe gestellten Klausuren würde ich unbedingt vergleichen, was die anderen Kurse/Klassen im Unterricht gemacht haben. Man sollte sich nicht von unterschiedlicher Schwerpunktsetzung verwirren lassen, doch bei mir ist es häufig vorgekommen, dass Dinge oder Aufgabenstellungen vorkamen, die jeder andere Kurs besprochen hat, nur wir nicht. Es ist immer zu empfehlen, hauptsächlich mit dem Unterrichtsmaterial und den Lehrbücher zu arbeiten, weil anderer Stoff und andere Aufgabenstellungen gar nicht vorausgesetzt werden können und die Fremdheit der andere Ausdrucksweisen einen auch noch zusätzlich verwirren können, bei zentralen Prüfungen wie dem Abitur sind Lehrbücher (meine Favoriten sind vom Stark Verlag) aber gerade deswegen sehr wichtig. Die Aufgabenstellungen und Anforderungen im Abitur können schon stark von denen der Lehrer und Lehrerinnen abweichen.
3. Lernen
Mir hilft es schon, wenn ich alles einmal aufgeschrieben habe, um mir den größten Teil zu merken. Auch Inhalte in meiner eigenen Schrift zu lesen, ist für mich viel angenehmer. Da ich immer erst am Tag vor einer Klausur anfange zu lernen, habe ich Punkt zwei und drei regulär nie absolviert, nur vor dem Abitur hatte ich die Zeit dazu. Wenn man ein wenig mehr Zeit hat, sollte man unbedingt versuchen, freie Texte über den fachlichen Inhalt zu schreiben oder es jemandem erzählen. In Gedanken versus auf dem Blatt oder in ausgesprochenen Worten sind Inhalte oft nicht klar genug. Sich abends nochmal alles durchzulesen war immer super, wahrscheinlich hat mein Traum-Ich dann alles wiederholt, während mein physischen Ich sich entspannen konnte. Und auch dieses sogenannte „Bulimie-Lernen“ (alles in sich hineinstopfen und dann bei der Klausur alles aufs Blatt erbrechen) war bei mir immer sehr erfolgreich, wenn auch stressig, aber den Stress brauchte ich auch immer, um mich endlich an meinen Schreibtisch zu setzen. Vor meinen Abitur-Klausuren hatte ich mehr Zeit. Um mich 100%ig vorzubereiten war es zu wenig Zeit, aber es war genug Zeit, um sich verrückt zu machen. Darum habe ich einfach aufgehört, zu lernen und mich entspannt. Denn das ist das wichtigste: genug Schlaf. Meistens weiß man mehr, als man denkt und was man nicht weiß, kann man improvisieren. Nicht alles in Klausuren ist auf das Wissen von Unterrichtsmaterialien und Texten in Lehrbüchern beschränkt. Man muss auch in Ruhe nachdenken können. Mit zu viel Druck, Müdigkeit und Angst, kann man sich einfache Dinge jedoch nicht ableiten, man kann schon an den Aufgabenstellungen scheitern, weil man sie nicht genau liest, ebenso wie die Texte und insgesamt eine unkonzentrierte, keine strukturierte Vorgehensweise hat. Wenn du noch nicht alles, so wie du es dir vorgestellt hast, wiederholen konntest, stehe lieber früher auf, als zu spät ins Bett zu gehen. Wenn du dich einfach nicht konzentrieren kannst, und dich mit allen möglichen Dingen ablenkst, tut ein Ortswechsel (zum Beispiel in einen Park oder die örtliche Bibliothek) sehr gut. Und auch wenn es sich doof anhört, vergisst man es leicht: viel Wasser trinken, essen und viel frische, kühle Luft einatmen.
4. Die Klausur schreiben
Dementsprechend ist auch die Einstellung, mit der man in eine Klausur geht, ein wichtiger Faktor für den Erfolg einer Klausur. Mit einem sicheren Gefühl schreibt man automatisch auch eine bessere Klausur, und diese Sicherheit kann man auch künstlich erzeugen, ganz nach dem bewährten Prinzip „fake it ‘til you make it“. Sprich dir einfach ganz viel Mut zu, sage dir, dass du es kannst, auch wenn du nicht super vorbereitet oder super gut in dem Fach bist, solange du ruhig bleibst und konzentriert dein bestes gibst. Du hast Schule schon so lange überstanden und du wirst auch die nächste Hürde überstehen und dadurch wachsen. Du bist stark. Du kannst dir das auf einen Schmierzettel während der Klausur schreiben, um dich daran zu erinnern, einen Glücksbringer mitbringen, ganz viel Essen, einfach irgendetwas, was dir Halt gibt- ich habe in den letzten Klausuren ganze Packungen Dextro-Energy (Traubenzuckerdinger) verschlungen. Spickzettel können einen ebenso unterstützen, aber man sollte nicht abhängig von ihnen sein. Auch der Sitzplatz kann entscheidend sein- ich sitze gerne ganz vorne in Klausuren, damit mich keiner ablenkt und ich alles mitbekomme, was Leute bei der Aufsicht nachfragen, manche lieben die Fensterplätze oder den Überblick vom hinteren Teil des Klassenraums.
Mir hilft es, wie gesagt, stark mit den Texten, die man erhält zu arbeiten- ich schreibe mir ganz ganz viele Notizen an die Seiten, markiere und unterstreiche mit ganz vielen Farben. Gedanken kann man in Sekunden notieren, sie in einen Text umzuwandeln dauert dagegen unendlich lange. Es ist ziemlich vorteilhaft, wenn man vorher schon weiß, was man schreiben möchte, anstatt gleichzeitig zu schreiben und zu denken.
[Ich (Caro) mische mich auch mal kurz ein: Wie Dora oben bereits geschrieben hat, sollte man am besten mit Sicherheit und Selbstbewusstsein in eine Klausur gehen (jaaa, "fake it 'til you make it"!!!). Hierzu habe ich auch einen kleinen Tipp, den mir eine Freundin, die sich schulisch mit Körpersprache auseinandergesetzt hat, gegeben hat - das sogenannte "Power Posing". Das sind Körperhaltungen, die Macht, Selbstbewusstsein und Stärke ausdrücken (einfach mal googeln, es finden sich genügend Bilder). Macht man das vor der Klausur für nur zwei Minuten, senkt dies das Stresshormon Cortisol und hebt den Testosteronanteil im Körper, was einen selbstbewusster und ruhiger werden lässt. So geht man viel entspannter mit der Situation um und macht auch weniger blöde, der Nervosität geschuldete Fehler.]
Es ist ziemlich blöd zu sagen, dass Klausuren unwichtig sind und die Welt nicht untergeht, wenn man sie verhaut, denn es kann sich so anfühlen und das sollte man ernst nehmen.
Wichtig ist, dabei nicht die Perspektive zu verlieren. Manchmal reicht es auch einfach mit seiner Leistung zufrieden zu sein- wenn man seine Vorbereitung und seine Mühen in der Klausur positiv bewertet- auch wenn das Ergebnis der Klausur vielleicht nicht damit übereinstimmt. Dann kann man alles analysieren und besser machen. Denn nach der Klausur ist vor der Klausur ;)
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