Text und Bild von Lena |
Ich hatte vor kurzem eine Erkenntnis. Bücher und Filme sind nicht mehr länger spannender als das Leben. Oder: Das Leben ist genau so spannend wie Bücher und Filme, wenn nicht sogar noch besser. Also, ausgenommen Harry Potter und Jonas Jonasson Bücher und Fluch der Karibik und den Filmen mit den Minions ect. Was ich meine, sind diese Jugendromane/-Filme, John Green und so weiter, also #reallife in Person.
Erst neulich habe ich also bemerkt,
dass das Teenager-Leben eigentlich doch nie so normal ist, wie man
eigentlich meint, unabenteuerlich und faad und eben …normal.
Wir sind damals schon zwei Stunden lang
im Gras gestanden mit einem Schild in der Hand, auf dem 'Stockholm'
geschrieben war, zwei fetten Rucksäcken neben uns und haben den
hunderten und tausenden Autos zugeschaut, wie sie nicht stehen
blieben und uns nicht mitnahmen. Es ist schräg, gerade habe ich den
vorigen Satz nocheinmal gelesen, und es klingt schon wieder
unerreichbar aufregend, so eine tolle Autostoppergeschichte zu hören.
Das ist der Punkt. Viele Dinge hören sich in Geschichten super und
spannend und aufregend an, im echten Leben sind sie einfach nur
scheiße. Mal ehrlich, wem macht es Spaß, zwei Stunden lang irgendwo
in der schwedischen Pampa zu stehen, sich einen netten Sonnenbrand zu
holen und den vorbeirasenden Autos nachzustarren. Außerdem dann auch
noch festzustellen, dass das hier eigentlich gerade freiwillig ist und
man einfach auch mit dem Zug fahren können hätte. Natürlich macht
es in einer gewissen Weise Spaß, weil Autostoppen nun mal Spaß
macht, im großen und ganzen, und aufregend ist, im großen und
ganzen, und weil man viele neue Leute trifft, im großen und ganzen,
was wiederum Spaß macht und aufregend ist, im großen und ganzen.
Ich meine, ich liebe die Rocky Horror
Picture Show-Szene, in der Janet und Brad in Dr. Frank'n'Further's
Schluss kommen und sich irgendwie fürchten und irgendwie auch
einfach irritiert von allem sind, was sie sehen, und sich dadurch
wieder mehr fürchten. Und es ist wunderbar, ihnen dabei zuzusehen
und hören, aber für die beiden muss es in dem Moment einfach nur
furchteinflößend und irritierend sein, was jetzt nicht gerade die
tollsten Gefühle auf Erden bedeutet.
Und ich mag die Szene trotzdem,
einfach, weil sie von außen betrachtet witzig und aufregend und
kurios wirkt, obwohl sie das von innen wahrscheinlich echt nicht ist.
Erst heute habe ich eine Frau im Zug
getroffen, die mir nach einiger Zeit von ihrem Kabaretprogramm
erzählt hat. Ich stelle mir Kabarets schreiben wirklich hart vor,
ich finde es so schwierig, wirklich lustig zu sein, wenn's drum geht.
Auf die Fragen, was sie zum Schreiben anrege und woher sie ihre Ideen
bekäme und wie sie das überhaupt mache, witzig zu sein, meinte sie
ganz einfach, der Alltag sei ihre einzige Inspiration. Das einzige,
was sie machen würde, sei genau zu beobachten und 'normale'
Situationen als absurde Vorgänge zu betrachten, alles ein wenig
'unzunormalisieren', zu realisieren, wie komisch unsere eigentlichen
'Alltagssituationen' eigentlich seien. Und dann natürlich beim
Performen: überziehen, größer darstellen, lustige Gesichter machen
und übertreiben.
Und irgendwie habe ich das Gefühl,
dass es auch mit Abenteuern so ähnlich ist. Das ganze ist ja ohnehin
extrem subjektiv, wie definiert man 'Abenteuer' oder 'aufregend'
schon im 'echten Leben', oida. Vielleicht sind wir einfach alle wie
Luna Lovegood. Wir sehen nicht mehr, wie spannend manche Situationen
sind und finden das Absurdeste komplett normal. Vor allem nicht so
leiwande Dinge wie wirken in Geschichten immer ganzganz anders.
Also gut, hier das zusammengefasstes
Schlusswort, damit du dir nicht mehr länger mein herumgeschwafel
geben musst und endlich damit weitermachen kannst, deine Abenteuer zu
erleben: Wäre dein Leben ein Buch, es wäre unheimlich spannend und
lustig und tragisch und super. Ich meine, Harry Potter werden wir nie
das Wasser reichen können, aber wir können es erstens wenigstens
versuchen und zweitens einfach wahrnehmen und uns bewusst werden, wie
aufregend wir eigentlich sind. Oder wie normal Jugendbuch- und
Filmfiguren. Und/oder eben einfach beides.
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