Text von Alina, Collage von Lena |
Es war der heißeste Tag des letzten Sommers als ich entschloss, meine Brüste in die Freiheit zu entlassen. Meine BHs engten mich ein, verschlimmerten die Hitze zu ungeahnten Temperaturen und wie unkomfortabel sie wirklich waren, bemerkte ich erst als ich ihnen entsagte. Es empfing mich eine ungeahnte Kühle und Leichtigkeit. Mit diesen Erleichterungen kamen aber auch die Blicke, viele Blicke. Blicke direkt auf meine sich durch das T-Shirt abzeichnende Oberweite. Man kann es den starrenden Menschen nicht verübeln. Selten sieht man doch natürliche Brüste in freier Wildbahn ihre Seele baumeln lassen. Im Alltag sind sie meist genormt, in Form gepresst, hoch gedrückt, retuschiert, geglättet, ge-ent-nippelt und überhaupt auf die unnatürlichsten Art und Weise dargestellt.
Die
Reaktionen auf meine neue Freiheit deckten, von erheitert über erstaunt bis hin
zu erschrocken, die ganze Bandbreite dessen ab, was ich aufgrund meiner
Kleiderwahl gewohnt bin.
Ich beging
einen Tabubruch in meiner kleinen Großstadt. Ohne BH im Pulli rum zu laufen
wird als deutlich freizügiger wahrgenommen als mit gepushten Brüsten und weitem
Ausschnitt denn Alltag zu bestreiten.
Natürlichkeit
wird sexualisiert. Wenn die Natur den gängigen Schönheitsidealen aber
einigermaßen entspricht, macht sich eine kleine Lücke Akzeptanz breit: „Bei dir
ist das ja in Ordnung – sieht ja gut aus.“, war der Kommentar einer Bekannten.
Ich darf gesellschaftlich anerkannt keinen BH tragen, da ich 18 Jahre alt bin,
Körbchengröße B trage (also nichts sich zu sehr bewegt) und meine Nippel gen
Himmel streben. Das ist ja wirklich schön und gut – aber wie ist das mit all
den anderen wunderschönen Brüsten auf diesem Planeten? Darf sich alles, was von
der Norm abweicht, nicht zeigen? Ich sage doch: zeigt her eure Formen! Feiern
wir die Diversität. Jede wie sie möchte. Wer BHs gute Dienste leisten, soll sie
doch bitte tragen und wenn sich manch eine gepusht am schönsten findet, dann kann
das durchaus zelebriert werden. Es wäre nur schön wenn jede Brust akzeptiert
werden würde.
Alina Sonnefeld
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