Als
Ziggy Stardust, die Schöpfung und das Alter Ego von David Bowie, das
Scheinwerferlicht der Bühnen erblickte, schlug er ein wie eine
Bombe. Riesiger Erfolg weltweit. Ein rothaariger Alien in seltsam
geformten, verrückt gemusterten Modekunstwerken, Plateauschuhen und
viel Schminke in dem androgynen Gesicht, hinter ihm die Spiders from
Mars rockten die Bühnen. Dann, nach einem Jahr, war Ziggy Stardust
nicht mehr das, was Bowie wollte. Also ließ er Ziggy im Hammersmith
Stadion sterben - „Rock'n Roll Suicide“. Und erfand sich neu.
Wieder als Erdling. Im Album „Diamond Dogs“ und der dazugehörigen
Tour wird er wieder ein wenig normaler, weltkonformer – dann: der
Plasticsoul. Im Maßanzug, beinahe dandyhaft, steht er jetzt auf der
Bühne. Dann steht er ab und zu auch mal vor der Kamera –
Schauspielerei kann er auch noch.
Mittlerweile
ist er 68, immer noch er selbst. Und er ist und bleibt Idol, Ikone,
Vorbild, Rockstar. Warum Vorbild? Immerhin war er drogenabhängig,
unehrlich und sicher unmoralisch. Aber auch so viel mehr. „Ich habe
mich selbst so oft neu erfunden, dass ich ursprünglich eine
übergewichtige koreanische Frau sein könnte.“, hat er gesagt. Die
Neuerfindungen, Neuinterpretationen seiner selbst kann man kaum
zählen. Von Countryfolksänger über dandyhafter Gentleman und einem
androgynen Wesen bis hin zu einem rockenden Alien war alles dabei.
Und jedes mal alles neu. Ganz anders. Jedes Mal Musik und Karriere
neugedacht und alles umgekrempelt. Das kann gefährlich sein: Wenn
man ständig verschiedene Masken trägt, vergisst man das Gesicht
dahinter. Nicht so Bowie, der sich selbst nie verloren hat.
Was
kann man also vom Meister der Neuerfindung lernen?
Erfinden
hat etwas mit finden zu tun. Steckt ja schon im Wort. Die Frage ist,
was man findet, wenn man sich er-findet. Neu erfindet. Die Antwort:
Sich selbst. Das Problem: Man selbst. Die Lösung: David Bowie. So
viele drastische Veränderungen erfordern Mut. Aber sie machen auch
glücklich! Nicht umsonst färbt man sich bei einer Veränderung die
Haare anders, nicht umsonst kauft man sich ein Fan-tshirt, wenn sich
der Musikgeschmack verändert.
Niemand
wird widersprechen, wenn man sagt, dass man sich im Laufe seines
Lebens verändert. Zwangsläufig. Vor allem junge Mädchen tun das.
Von zehn bis achtzehn, und auf einmal sieht die Welt ganz anders aus.
Und man selbst auch. Innerlich, äußerlich. Und zwischendurch wächst
man aus sich heraus. Der Kopf wird zu eng, der Kleiderschrank auch.
Man passt nicht mehr zu dem was man tut, was man mal mochte.
Interessen ändern sich. Und dann, genau dann, ist es Zeit für eine
Neuerfindung deiner selbst. Normalos werden zu Hippies, Mauerblümchen
zu extrovertierten Künstlern, oder zu Punks, Skater werden zu
Spießern, Anarchisten zu Ökos. Ein neues Konzept von einem
Menschen. Vielleicht passt auch das irgendwann nicht mehr – dann
wird wieder erfunden. Und wieder. Und nochmal. Aber was gewinnt man?
Warum sich so drastisch verändern? Warum von Alien zu Dandy?
Ohne
Dinge auszuprobieren, kann man sie nicht wissen – heißt also, wenn
man sich selbst nicht ausprobiert, kann man sich nicht kennenlernen.
Woher soll man wissen, was man mag, wenn man es noch nie probiert
hat?
Es
ist also Zeit, um sich zu erfinden. Es ist Zeit, um zu probieren, was
man will. Es ist Zeit um David Bowie auf volle Lautstärke zu drehen
und etwas ganz anders zu machen. Zeit für neue Klamotten, Zeit für
andere Schminke, Zeit um sich selbst die Haare zu schneiden. Neues
und sich selbst dabei zu entdecken. Jedes mal anders man selbst sein.
Weil, egal wie oft man sich neu erfindet, der Mensch dahinter bleibt
derselbe, also bloß keine Angst vor drastischen Veränderungen.
Es ist Zeit, um zum Alien zu werden.
Los geht's.
- Antonia Mary von Birdie wears a tie
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