Die Jugendliteratur, das identifizieren mit fiktiven Personen und ich.

 
Illustration und Text von Lena

 
Lina liebt Kai. Kai steht auf Alyssa, Lina's beste Freundin. Nach einer aufregenden Klassenfahrt wird für Alyssa klar, dass sie voll und ganz in den jungen Sportlehrer, Herrn Ewald verk nallt ist. Auch dieser zeigt Sympathie für Alyssa, will jedoch aufgrund ihres Lehrer-Schüler-Verhältnis nichts ernsteres eingehen. Am ende des Buches bemerkt Kai auf der Abschlussfeier zum Glück doch noch, wie sehr ihn Lina anzieht. Auch Alyssa muss schlussendlich nicht länger auf ihr Glück warten: Mit Jan, dem neuen an der Schule, erlebt sie Liebe auf den ersten Blick. Das Ganze verläuft natürlich nicht ohne Chaos, aber letztendlich sind alle glücklich und verliebt und freuen sich bis an ihr lensende, hurra.

Sich-selbst-mit-etwas-identifizieren-zu-können, egal, ob mit einer Figur, Emotion, oder Handlung, ist bei Jugendliteratur meiner Meinung nach einer der wichtigsten Aspekte.

'Die Jugend', dieser Zeitrahmen aus seltsamen Gefühlen, Wurstsalat im Kopf, Unter/Überlegenheit, Frische und Weltpessimismus, genereller Verwirrtheit von sich selbst und dem Wissen, noch so viel vor sich zu haben, ist, wie wohl schon in diesem viel zu langen und viel zu verwirrendem Satz genug oft ausgedrückt, verwirrend. Die Länge und Verwirrtheit meiner Sätze ist eigentlich nur der künstlerische Ausdruck davon, wie seltsam und verwirrend 'die Jugend' oft sein kann.

Gut. Zusammenfassung der letzten beiden Sätze: 'Die Jugend' ist oft verwirrend.

Aus diesem einfachen Grund brauche ich immer wieder Dinge, die mir mehr (ider weniger) Klarheit verschaffen, andere Realitäten und andere Einblicke. Bücher haben mir dabei fast immer geholfen. Sich selbst mit einer fiktiven Person aus einer fiktiven Geschichte, die sich irgendeine studierte und intellektuelle erwachsene Person ausgedacht hat (und ja, ich musste gerade googeln, wie man 'intellektuell' schreibt), scheint auf den ersten Blick genau so hirnrissig wie meine viel zu langen Sätze. Wo aber sonst bekommt man so intime Einblicke in das Leben anderer als in Büchern. Außer in blöden und unästhetischen Reality-Soaps wahrscheinlich nirgends. Eben.

Obwohl wir von schlauen und intellektuellen How-to-survive-as-a-Teenage-Girl-Ratschlägen andauernd hören, es sei das kontraproduktivste überhaupt: Wir vergleichen und identifizieren uns andauernd mit anderen. Und irgendwie wünschte ich, es wäre nicht so, aber andererseits brauchen wir doch irgendwelche Anhaltspunkte neben Pädagodischen Hinweisen, um so zu werden, wie wir werden wollen.

Also, mein persönlicher und höchstpädagogischer Ratschlag. Lies gute Jugendliteratur! Es gibt und gab immerhin doch noch ein paar interessante Erwachsene, die die verwirrungen der Jugend in sich behalten haben und gute Bücher geschrieben haben.

Noch ein letzter, noch pädagogischerer Ratschlag: Lies keine schlechte Jugendliteratur. Jedes Buch, auf dessen Rückseite ein ähnlicher Text wie der von mir zu Beginn dieses Artikels hasserfüllt geschriebene steht, solltest du ohne Wimpernzucken in die nächstbeste Schreddermaschine stoßen.
Auch Bücher, auf denen als kurze Rezension gedruckt steht: "Auf einfühlsame Weise beschreibend versetzt uns Autor blablabla wieder zurück in die eigene Jugend und führt uns........". Sofort in die Schreddermaschine mit der 'Romantik der Jugend' und am Weg zurück auf die Suche nach etwas besserem. Zum Beispiel eines der wundervollen Bücher von Kirsten Boie, oder Wolfgang Herrndorf, oder Kurt Held, oder John Green, oder Cornelia Funke, oder Michael Ende, oder, oder, oder.. ♦





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