Diary Dienstag // 22.12.2015

Collage von Hanna

Dora

Im letzten Jahr meiner Schulzeit, meine letzten Weihnachtsschulferien. Beim Weihnachtsessen darf ich mir wieder die selben Geschichten wie jedes Jahr anhören und meine Familie wird mir wieder die selben Fragen stellen. Nur das sie nun drängender sind. „Was möchtest du nach der Schule machen?"
Nicht nur meine Familie fragt mich das, auch Lehrer, Freunde, Bekannte und ich mich selbst. 24/7, es gibt nichts anderes, was mich mehr beschäftigt, hoffnungsloser und nerviger ist. Von allen Seiten kommt Druck, von wegen, dass ich mich nun entscheiden MUSS, mich bewerben MUSS, das Richtige tun MUSS, warum nicht Jura, BWL oder Medizin? Und ich MUSS übrigens auch langsam  meinen Führerschein machen, fürs Abitur lernen, mich auf das echte Leben vorbereiten. MUSS, MUSS, MUSS. Als ob alles einfach wäre, als ob andere besser über mich Bescheid wissen als ich, ob meine Persönlichkeit einfach zu durchschauen wäre, es einen richtigen Weg gäbe und alles was ich mache, schon immer darauf hingedeutet hätte. Jeder hat ein anderes Bild von mir für meine Zukunft. Ich würde mich freuen, wenn ich von diesen Fragen endlich mal eine Pause hätte, in der ich mich orientieren könnte, doch sie prasseln ununterbrochen auf mich ein. Man kann nicht immer direkt von Hobbys, Interessen, guten Schulfächern und Charaktereigenschaften darauf schließen, was man als Beruf machen wird. Nur weil man gerne schreibt heißt es, zum Beispiel nicht, dass man JournalistIn werden möchte. Man muss auf den Kern schließen, herausfinden, was einen tief im Inneren interessiert, antreibt und fasziniert, über was man noch viel lernen möchte und welche Botschaft man vermitteln möchte, welchen Platz man in der Gesellschaft einnehmen möchte. Darauf muss man dann hinarbeiten und es gibt viele Wege, die man alle ausprobieren kann und darauf seine Lebensgestaltung aufbauen kann. Was mich verunsichert ist, das mich schon viele Dinge interessiert haben und die Interesse mit der Zeit immer verflogen ist. Es bedeutet, dass ich noch viel weiter nach der Essenz (die nicht aus einer einzigen Leidenschaft bestehen muss) forschen und diese vielleicht auch pflegen muss, sich Abwechslung oder das Selbstbewusstsein schaffen muss, Lebensentscheidungen immer wieder neu zu treffen. Ich würde mir wünschen, dass ich mehr Zeit hätte, drüber nachzudenken, ohne Druck, mich zu entscheiden und stattdessen Unterstützung hätte, auszuprobieren, um in meiner Position, mit der Auslebung einer Leidenschaft und mit meinem Beitrag, meiner Botschaft für die Gesellschaft zufrieden zu sein.

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