Die befreite Frau

Von Caro, Illustration von Lena


Feministisch gesehen ist das alles nicht so einfach.
Was will ich?
Ich will Deutschrap hören, auch wenn es respektlos ist.
Ich will mich zurechtmachen wie Barbie und trotzdem ernst genommen werden. Ich will nicht, dass das ein Paradoxon darstellt.
Ich will „Nein“ sagen können.
Ich will „Ja“ sagen können.
Ich will stark und unabhängig sein und über Frauenwitze lachen.
Ich will Männerwitze machen.
Ich will rücksichtslos sein und Herzen brechen und damit davonkommen, aus keinem bestimmten Grund, außer dem vielleicht, dass ich hübsch bin und eine große Klappe habe.
Ich will Respekt.
Ich will mich verlieben, aber niemandem hinterher laufen.
Ich will Hausfrau werden wollen, ohne dafür angefeindet zu werden.
Ich will CEO werden wollen, ohne dafür angefeindet zu werden.
Ich will nicht zwischen die Fronten geraten.
Ich will nicht, dass Männer Frauen hassen. Und vor allem will ich nicht, dass Frauen Frauen hassen.
Ich will weder als Hure noch als verklemmt bezeichnet werden.
Ich will verfressen und emotional sein, wenn ich meine Tage habe. Und ich will nicht, dass irgendjemand denkt, das beeinflusst meine Entscheidungsfähigkeit oder Seriosität.
Ich will hübsch sein.
Ich will hässlich sein.
Ich will die absolute Freiheit – ich will alles sein können, was ich will, ich will alles haben können, was ich will, ich will ich sein, wer auch immer das ist.
Die „befreite Frau“ muss keinen eigenen Job haben, auf Make-Up (und andere girly things) verzichten, ständig wechselnde Liebhaber haben. Sie kann. Aber sie muss nicht. Die befreite Frau kann tun, was auch immer sie will. Sie kann sich jeglichem Schönheitsideal „beugen“, sie kann sich die Brüste vergrößern lassen, sie kann in selbsternannten Nutten-Kleidern feiern gehen und danach „trotzdem“ alleine nach Hause gehen. Sie kann aufhören, sich zu rasieren, sie kann ein Rockstar werden, sie kann One Night Stands haben. Sie kann eine Firma leiten, zuhause bei den Kindern bleiben, mit dem Sex auf jemanden warten, den sie wirklich mag, oder eben nicht.
Alles, was sie braucht, ist eine Chance.
Alles, was ich will, ist eine Welt, in der wir alle sein können, wer wir wollen. Alles, was ich will, ist so zu sein, dass es sich richtig anfühlt. Alles, was ich will, ist eine Chance. Eine Möglichkeit. Tausend Möglichkeiten. Alle Möglichkeiten.

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