DiaryDienstag// 16.02.16


                               Collage: Svenja


Svenja
 
7:30: Ich werde aus dem Schlaf gerissen.

Ich stelle den Wecker auf weitere, gütige 3 Minuten, in der Hoffnung meinen Traum irgendwie zu Ende träumen zu können...obwohl ich weiß, dass das bisher noch nie funktioniert hat.

7:33: Ich stehe auf.

Der Bus ist seltsam leer an diesem Morgen.

Ich habe Angst vor der bevorstehenden Klausur.

Zumindest ist es das, was mich mein Körper seit Wochen vehement spüren lässt.

Ich erinnere mich an letzte Nacht und die Panik, die mir den Hals zuschnürte, und fühle mich bestätigt.

Es ist wohl richtig hier im Bus zu sitzen und Angst zu haben.
Ich habe Angst.

Ich höre The Cure, ''if only tonight we could sleep'' und muss an alte Liebesbriefe meiner Mutter denken, die ich vor einem halben Jahr in Opas Keller gefunden habe.

Dieser arme Kerl der ihr sein Herz ausschüttete...so ganz banal und unzensiert, so ganz ohne Kommas oder Sinn für Syntax.

Warum habe ich keine eigenen schmierig, zerknitterten Liebesbriefe in meiner Kiste hinterm Sofa liegen?

Will ich so eine Kiste?

Ich bin angekommen.

Die Uni liegt nun etwa 235 Schritte entfernt.

Ich weiß, mich erwarten künstlich aufgestachelte Menschen, die sich so unter Druck setzten sympathisch und adäquat nervös zu wirken um so an eine imaginäre, geschwisterliche Leidensgemeinschaft anzuknüpfen.

Also stehen wir vor dem Hörsaal und machen uns Angst.

Wir machen uns Angst; 25 Minuten lang.

Die Klausur war banal.

7 Seiten Papier.

Ich war froh.

Ich war froh, als ich 7 Seiten Papier hinter mir lassen konnte.

Mit diesen Seiten vielleicht auch ein wenig der letzten Nächte, vielleicht auch ein wenig der kommenden Nächte.

Ich öffne mein Notizbuch und...



...habe das Gefühl mich hiermit viel zu wichtig zu tun.

Es ist faszinierend wie bemüht ich mich an meinem Laptop klammere und versuche so echt und authentisch wie möglich zu klingen und dabei alles auslasse, alles wegnehme was wirklich wichtig war.

Online Tagebücher sind ein seltsames Konzept.

Schreibt irgendjemand auch nur ansatzweise so, wie er es Abends um halb 2 vor seinem, mit Stickern zusammengehefteten Tagebuch, neben Chipskrümeln und dem geöffneten Instagram-Feed einer Frau mit pastel-gebleichten Achselhaaren, die man insgeheim sein möchte, tut?

Vielleicht.


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