Collage: Svenja
Svenja
7:30: Ich werde aus dem Schlaf
gerissen.
Ich stelle den Wecker auf
weitere, gütige 3 Minuten, in der Hoffnung meinen Traum irgendwie zu
Ende träumen zu können...obwohl ich weiß, dass das bisher noch nie
funktioniert hat.
7:33: Ich stehe auf.
Der Bus ist seltsam leer an diesem Morgen.
Ich habe Angst vor der bevorstehenden
Klausur.
Zumindest ist es das, was mich mein
Körper seit Wochen vehement spüren lässt.
Ich erinnere mich an letzte Nacht und
die Panik, die mir den Hals zuschnürte, und fühle mich bestätigt.
Es ist wohl richtig hier im Bus zu
sitzen und Angst zu haben.
Ich habe Angst.
Ich höre The Cure, ''if only tonight
we could sleep'' und muss an alte Liebesbriefe meiner Mutter denken,
die ich vor einem halben Jahr in Opas Keller gefunden habe.
Dieser arme Kerl der ihr sein Herz
ausschüttete...so ganz banal und unzensiert, so ganz ohne Kommas
oder Sinn für Syntax.
Warum habe ich keine eigenen schmierig,
zerknitterten Liebesbriefe in meiner Kiste hinterm Sofa liegen?
Will ich so eine Kiste?
Ich bin angekommen.
Die Uni liegt nun etwa 235 Schritte
entfernt.
Ich weiß, mich erwarten künstlich
aufgestachelte Menschen, die sich so unter Druck setzten sympathisch
und adäquat nervös zu wirken um so an eine imaginäre,
geschwisterliche Leidensgemeinschaft anzuknüpfen.
Also stehen wir vor dem Hörsaal und machen uns Angst.
Wir machen uns Angst; 25 Minuten lang.
Die Klausur war banal.
7 Seiten Papier.
Ich war froh.
Ich war froh, als ich 7 Seiten Papier
hinter mir lassen konnte.
Mit diesen Seiten vielleicht auch ein
wenig der letzten Nächte, vielleicht auch ein wenig der kommenden
Nächte.
Ich öffne mein Notizbuch und...
...habe das Gefühl mich hiermit viel zu
wichtig zu tun.
Es ist faszinierend wie bemüht ich
mich an meinem Laptop klammere und versuche so echt und authentisch
wie möglich zu klingen und dabei alles auslasse, alles wegnehme was
wirklich wichtig war.
Online Tagebücher sind ein seltsames
Konzept.
Schreibt irgendjemand auch nur
ansatzweise so, wie er es Abends um halb 2 vor seinem, mit Stickern
zusammengehefteten Tagebuch, neben Chipskrümeln und dem geöffneten
Instagram-Feed einer Frau mit pastel-gebleichten Achselhaaren, die
man insgeheim sein möchte, tut?
Vielleicht.
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