Die befreite Frau

Von Caro, Illustration von Lena


Feministisch gesehen ist das alles nicht so einfach.
Was will ich?
Ich will Deutschrap hören, auch wenn es respektlos ist.
Ich will mich zurechtmachen wie Barbie und trotzdem ernst genommen werden. Ich will nicht, dass das ein Paradoxon darstellt.
Ich will „Nein“ sagen können.
Ich will „Ja“ sagen können.
Ich will stark und unabhängig sein und über Frauenwitze lachen.
Ich will Männerwitze machen.
Ich will rücksichtslos sein und Herzen brechen und damit davonkommen, aus keinem bestimmten Grund, außer dem vielleicht, dass ich hübsch bin und eine große Klappe habe.
Ich will Respekt.
Ich will mich verlieben, aber niemandem hinterher laufen.
Ich will Hausfrau werden wollen, ohne dafür angefeindet zu werden.
Ich will CEO werden wollen, ohne dafür angefeindet zu werden.
Ich will nicht zwischen die Fronten geraten.
Ich will nicht, dass Männer Frauen hassen. Und vor allem will ich nicht, dass Frauen Frauen hassen.
Ich will weder als Hure noch als verklemmt bezeichnet werden.
Ich will verfressen und emotional sein, wenn ich meine Tage habe. Und ich will nicht, dass irgendjemand denkt, das beeinflusst meine Entscheidungsfähigkeit oder Seriosität.
Ich will hübsch sein.
Ich will hässlich sein.
Ich will die absolute Freiheit – ich will alles sein können, was ich will, ich will alles haben können, was ich will, ich will ich sein, wer auch immer das ist.
Die „befreite Frau“ muss keinen eigenen Job haben, auf Make-Up (und andere girly things) verzichten, ständig wechselnde Liebhaber haben. Sie kann. Aber sie muss nicht. Die befreite Frau kann tun, was auch immer sie will. Sie kann sich jeglichem Schönheitsideal „beugen“, sie kann sich die Brüste vergrößern lassen, sie kann in selbsternannten Nutten-Kleidern feiern gehen und danach „trotzdem“ alleine nach Hause gehen. Sie kann aufhören, sich zu rasieren, sie kann ein Rockstar werden, sie kann One Night Stands haben. Sie kann eine Firma leiten, zuhause bei den Kindern bleiben, mit dem Sex auf jemanden warten, den sie wirklich mag, oder eben nicht.
Alles, was sie braucht, ist eine Chance.
Alles, was ich will, ist eine Welt, in der wir alle sein können, wer wir wollen. Alles, was ich will, ist so zu sein, dass es sich richtig anfühlt. Alles, was ich will, ist eine Chance. Eine Möglichkeit. Tausend Möglichkeiten. Alle Möglichkeiten.

Also, das hätt' ich dir jetzt nicht zugetraut

Collagen von Lena

Meistens wird davon ausgegangen, das äußere von Menschen lasse automatisch auf das innere schließen.
Gedanken dazu in Collagenförmiger Form gibt es hier.


++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++



++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++



Let's go out tonight


Text von Caro, Bild von meiner guten und außerdem super-talentierten  Freundin Anna (klickt auf den Link und guckt euch ihren Instagram an, ihr werdet es nicht bereuen) :))


Let’s go out tonight
Let’s get into a fight
Between what we should do
And what Tequila wants us to


Let’s put on fake lashes
Let’s fill up our glasses
I know my friends will forget
Everything they said


Let’s hit the streets
Let’s rip away the sheets
Maybe love waits at the bottom of this bottle
Maybe love waits in his messy dorm room


Let’s wait until the booze hits
Let’s turn up the music
I can’t sing so I scream the words to my favorite songs
You get them all wrong


Let’s go talk to strangers
Let’s kiss people we won’t remember
Sad old men searching for that one true feeling
Tell young girls how good they look while kneeling


Let’s go out tonight
Let’s get into a fight
But, man, it’s no fun to overdose
When people call the police on a bloody nose

We lost ourselves



Es ist passiert: Ausgerechnet beim Thema „Gemeinsam“ haben wir es als Gruppe nicht hinbekommen, wirklich etwas zu veröffentlichen. Schulstress, Unistress, Umzugsstress, keine Zeit oder schlichtweg keine Inspiration waren Auslöser für diese Flaute.
So weitergehen kann es natürlich nicht. Also haben wir für 2017 einiges beschlossen: Zuerst einmal werden wir die Themen abschaffen. Wir hoffen, dass es so zu mehr Veröffentlichungen kommt, da man sich nicht an ein Motto halten muss (wobei wir das sowieso schon immer gerne ignoriert haben), und sich die allgemeine Kreativität wieder stärker fördern lässt. Trotzdem haben wir vor, immer wieder „Serien“ von Posts zu einem bestimmten Thema machen. Kommt drauf an, was uns eben so einfällt.
Auch die Mottos zu den Wochentagen (Bsp. "Diary Dienstag") lassen wir ab jetzt bleiben, einfach, weil wir uns da sowieso so gut wie nie dran gehalten haben.
Wir sind dabei, uns neu zu definieren - als Website, als Gruppe, als Schaffende - und wir hoffen, ihr begleitet uns auch nach der ungewollten Pause weiter auf unserem Weg. Es gibt viel zu schreiben, viel zu sagen, viel zu fotografieren, und auch: Viel zu lernen, immer wieder aufs Neue. Es gilt, sich weiterzuentwickeln.
Denn im Endeffekt geht es uns bei all dem um eines: Hildegard soll uns (und euch!) Spaß machen! ♥

P.S.: Wir haben noch einige Formatierungsprobleme, weshalb sich unsere Website im Moment im "Umbau" befindet - die Wochentage beispielsweise werden nach wie vor angezeigt. Lasst euch von sowas einfach nicht irritieren. 


ComputerTastenMagnetenDoItYourself

Von Lena

Vor ein paar Wochen zu später Stunde am Nachhauseweg eine alte Computertastatur am Sperrmüll gefunden. Musste sie natürlich sofort mitnehmen, weil, für irgendwas kann man die ja immer mal brauchen..
Am nächsten Tag dann zuerst einmal nicht gewusst, was daraus machen und wieso ich die überhaupt mitgenommen habe. Dann aber der Einfall: Weihnachten ist ja bald, warum kein Weihnachtsgeschenk aus den Tasten machen.. Freudestrahlend über diese glorreiche Idee alle Tasten herausgerissen (geht übrigens ganz einfach), dann aber ewig und drei Tage liegen gelassen und erst am 24. bemerkt, dass sich die Tasten leider trotz großer Hoffnung darauf nicht in irgendwelche leiwanden Präsente verwandelt haben.
Einige Tage später dann der Einfall für dieses kleine DIY, die Magnete können ja aufgehoben werden bis nächstes Jahr, oder am 7. Januar pünktlich in Russland abgeliefert werden. Naja, egal, viel Spaß..






Euro Trash Girl

von Dora

Wir befinden uns in einem Spannungsfeld zwischen Nostalgie und Zukunft. Es ist Silvester. Der Übergang zu 2017. Futuristische Hoffnungen, die an das neue Millennium gerichtet waren, wurden seit Neujahr 2000 enttäuscht. Die Welt scheint sich nicht immer nur zum Guten weiterzuentwickeln. Wir schwelgen gerne in Erinnerung an diese Hoffnungen und erwarten mit Spannung das nächste Jahr.

Wir befinden uns in einem Spannungsfeld zwischen Erwartungen und unseren eigenen Vorstellungen. Wir sind jung. Gerne wird sich von Schönheitsidealen abgewandt und mit dem vermeintlich „hässlichen“ experimentiert. 

Es sind Zeiten extremen Kapitalismus. Sexismus wird gezielt für Marketingstrategien benutzt. Feministinnen fragen sich, wie sie dagegen vorgehen können. Manche spielen mit den Klischees und versuchen all das Negative zu zelebrieren, mit dem sie konfrontiert werden. Sie versuchen bestimmte Begriffe und Anschauungen zu entwerten. Sie wollen zeigen, dass sie Kontrolle über ihre „Weiblichkeit“ haben. Es ist ihre Entscheidung „feminin“ zu sein; eine der vielen Möglichkeiten sich auszudrücken, und vor allem eine, die hauptsächlich Personen weiblichen Geschlechts vorbehalten ist. Ein Freiraum, der oft einen mystischen Eindruck auf die restlichen 50% der Weltbevölkerung macht. Durch Übertreibung schüchtern diese Feministinnen ein. Weiblichkeit ist ihre Waffe.

Setzt euch nun eure 2000er pinken Paris Hilton Shades auf und dreht für die folgende Playlist den Ghettoblaster auf!


Fallen

Gerade viele verschiedene Bilder von vielen verschiedenen Tagen an vielen verschiedenen Orten auf vielen verschiedenen Speicherkarten gefunden (entschuldigung für die vielen verschiedenen 'vielen verschiedenens'.. haha. Wortwiederholungen sind manchmal so gemütlich, oder?). Hier also (viele verschiedene) Fotografien zum Fallen und ankommen und so.

Von Lena









Editorial #12: Gemeinsam

Quelle: trxpqueens

Uuund es gibt mal wieder eine kleine Playlist zum Einstimmen auf das aktuellen Thema: GEMEINSAM. Dieses Mal haben wir sie auf Spotify erstellt und hoffen sehr, das funktioniert so, wie wir uns das vorstellen ;)


https://play.spotify.com/user/hildegardmagazin/playlist/3bZA87092odCbXP8QjbmPb

Together we're a lilac sky







Together we´re a lilac sky

Was bewegt uns? Warum suchen wir immer wieder Antworten auf eine Frage, die wir nicht formulieren können? Was genau ist das "x" in der Gleichung, die wir unser Leben lang aufzulösen versuchen?
Schwere Fragen, die auch in unserer ohnehin übervollen und reizbeladenen Jugend über uns hängen. Schwere Fragen, die wir, Maria und Toni, beide 17 Jahre alt, Schülerinnen und Vollzeitromantikerinnen, versuchen mit Leichtigkeit und wahrem Ausdruck zu umspielen. Unser Projekt "Lilac" besteht aus gegenseitiger Inspiration. Maria, die Malerin unter uns, zeichnet ein Bild für Toni und inspiriert sie damit zu einem Gedicht. Später schreibt Toni etwas und Maria fließt dazu direkt aus ihrer Vorstellung etwas über ihre Stifte und Pinsel aufs Papier.
Weil es (nicht auf unendlich vielen Seiten voller Wörter und Bildern) keine Antworten auf die großen Fragen gibt, halten wir uns an das Kurze, aber Durchdringende. So kann man vielleicht sogar Spaß haben an den gewaltigen Geheimnissen, die uns zu dem treiben, was wir tun.
Wir hoffen, wir bieten allen Lesern und Betrachtern ein bisschen Freude und ein bisschen Halt!

Endlich #1

Sieh dich um, tausend Leben schon gelebt
Und du traust dich nicht einmal, den Wipfel dieses Baumes zu betrachten
Könntest ja die Endlichkeit entdecken


Hör, die Vögel geben dir den Rhythmus
Das, was du schon so oft und oft gehört und was dich reizt
Zu vergessen, dass du deine eignen Lieder singen musst
Gib dich nicht nur hin, gib auch deine eigne Inwendigkeit


Ohnmacht soll für dich nur Boden für das Neue sein
Schwäche halte wie ein breiter Fluss die ruhige Quelle
Entspringe deinem wurzelstarren Anbeginn


Lebe häufig und bedacht, setz den nächsten Schritt nicht nach dem Tod
Halte deine Tiefenfülle nicht zurück

Jage alles, was dein Strom von dir erlangt






Wahre Größe

Das haben wir schon lange so ersehnt, ein erstes Lachen aus der Liebe
Dass du seelensprühend uns dein Bild in Inbrunst zeichnest
Gibst dich hin, entzückend weit vom Grunde abgelegen
Lässt erspüren, was in Eden fühlen heißt


Ewig lange Jahre könnt´man deinen Sanftmut strömen sehen
Der sich in die weite Seele gießt , die du hast mit Leichtigkeit geöffnet
Schallend kräftig klingt die Freude deines Wesens wider
Bist ein wallendfroher Hinweis auf die Ewigkeit


So allein ist es uns offen, das Portal das uns zur Feinheit führt
Die uns sanft beflüsternd lieblich Träume leben lässt
Die aller Gewalt nur die Gefahr, nicht aber die Spannung nimmt
Die uns flügelschlagend aus dem Meer zum Horizont trägt



Abenteuer im *ganz echten* Leben

Text und Bild von Lena


Ich hatte vor kurzem eine Erkenntnis. Bücher und Filme sind nicht mehr länger spannender als das Leben. Oder: Das Leben ist genau so spannend wie Bücher und Filme, wenn nicht sogar noch besser. Also, ausgenommen Harry Potter und Jonas Jonasson Bücher und Fluch der Karibik und den Filmen mit den Minions ect. Was ich meine, sind diese Jugendromane/-Filme, John Green und so weiter, also #reallife in Person.

Erst neulich habe ich also bemerkt, dass das Teenager-Leben eigentlich doch nie so normal ist, wie man eigentlich meint, unabenteuerlich und faad und eben …normal.
Wir sind damals schon zwei Stunden lang im Gras gestanden mit einem Schild in der Hand, auf dem 'Stockholm' geschrieben war, zwei fetten Rucksäcken neben uns und haben den hunderten und tausenden Autos zugeschaut, wie sie nicht stehen blieben und uns nicht mitnahmen. Es ist schräg, gerade habe ich den vorigen Satz nocheinmal gelesen, und es klingt schon wieder unerreichbar aufregend, so eine tolle Autostoppergeschichte zu hören. Das ist der Punkt. Viele Dinge hören sich in Geschichten super und spannend und aufregend an, im echten Leben sind sie einfach nur scheiße. Mal ehrlich, wem macht es Spaß, zwei Stunden lang irgendwo in der schwedischen Pampa zu stehen, sich einen netten Sonnenbrand zu holen und den vorbeirasenden Autos nachzustarren. Außerdem dann auch noch festzustellen, dass das hier eigentlich gerade freiwillig ist und man einfach auch mit dem Zug fahren können hätte. Natürlich macht es in einer gewissen Weise Spaß, weil Autostoppen nun mal Spaß macht, im großen und ganzen, und aufregend ist, im großen und ganzen, und weil man viele neue Leute trifft, im großen und ganzen, was wiederum Spaß macht und aufregend ist, im großen und ganzen.

Ich meine, ich liebe die Rocky Horror Picture Show-Szene, in der Janet und Brad in Dr. Frank'n'Further's Schluss kommen und sich irgendwie fürchten und irgendwie auch einfach irritiert von allem sind, was sie sehen, und sich dadurch wieder mehr fürchten. Und es ist wunderbar, ihnen dabei zuzusehen und hören, aber für die beiden muss es in dem Moment einfach nur furchteinflößend und irritierend sein, was jetzt nicht gerade die tollsten Gefühle auf Erden bedeutet.
Und ich mag die Szene trotzdem, einfach, weil sie von außen betrachtet witzig und aufregend und kurios wirkt, obwohl sie das von innen wahrscheinlich echt nicht ist.

Erst heute habe ich eine Frau im Zug getroffen, die mir nach einiger Zeit von ihrem Kabaretprogramm erzählt hat. Ich stelle mir Kabarets schreiben wirklich hart vor, ich finde es so schwierig, wirklich lustig zu sein, wenn's drum geht. Auf die Fragen, was sie zum Schreiben anrege und woher sie ihre Ideen bekäme und wie sie das überhaupt mache, witzig zu sein, meinte sie ganz einfach, der Alltag sei ihre einzige Inspiration. Das einzige, was sie machen würde, sei genau zu beobachten und 'normale' Situationen als absurde Vorgänge zu betrachten, alles ein wenig 'unzunormalisieren', zu realisieren, wie komisch unsere eigentlichen 'Alltagssituationen' eigentlich seien. Und dann natürlich beim Performen: überziehen, größer darstellen, lustige Gesichter machen und übertreiben.

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass es auch mit Abenteuern so ähnlich ist. Das ganze ist ja ohnehin extrem subjektiv, wie definiert man 'Abenteuer' oder 'aufregend' schon im 'echten Leben', oida. Vielleicht sind wir einfach alle wie Luna Lovegood. Wir sehen nicht mehr, wie spannend manche Situationen sind und finden das Absurdeste komplett normal. Vor allem nicht so leiwande Dinge wie wirken in Geschichten immer ganzganz anders.

Also gut, hier das zusammengefasstes Schlusswort, damit du dir nicht mehr länger mein herumgeschwafel geben musst und endlich damit weitermachen kannst, deine Abenteuer zu erleben: Wäre dein Leben ein Buch, es wäre unheimlich spannend und lustig und tragisch und super. Ich meine, Harry Potter werden wir nie das Wasser reichen können, aber wir können es erstens wenigstens versuchen und zweitens einfach wahrnehmen und uns bewusst werden, wie aufregend wir eigentlich sind. Oder wie normal Jugendbuch- und Filmfiguren. Und/oder eben einfach beides.

Wo wir hingehören

Text von Caro, Illustration von Lena

Mimi rauchte so viel, sie war praktisch ein Schornstein, dauerqualmend. Die eine Zigarette noch in der Hand, zündete sie sich bereits die nächste an. Wir wurden Freunde in der Sucht, denn Dünn sein ist schließlich auch eine Droge. Und so zogen wir Nacht für Nacht los, zwei junge Mädchen auf der Suche nach irgendwas, was uns lebendig machte und uns gleichzeitig unsere eigene Sterblichkeit vor Augen führte. Ohne Plan, ohne wirkliches Ziel, Hauptsache, wir waren in Bewegung.
Miese Parties in finsteren Hauskellern bringen dich den Menschen näher. „Die Erwachsenen, die wollen einen immer nur einsperren, verbiegen, ausbeuten. Aber ich sag euch was – je fester die mich anketten, desto eher reiß ich mich los.“ Starke Worte, unter Alkoholeinfluss gesprochen. Beeindruckte Gesichter, zu Gehirnen gehörend, die nur noch um die Ecke denken können.
Ein Edding ist auch eine Waffe. Und Betonwände seine Schlachtfelder. Gedichte in der Stadt verteilt, vom leisen Schrei der ewig Ungehörten, doch wer liest schon was unter Brücken steht? Eher noch was auf ihnen steht. Mach das mal ein halbes Jahr lang jeden zweiten Tag, betrunken über die Missstände in dieser Welt diskutieren, zu viel rauchen, und zu wenig kiffen, um dem Ganzen entspannt gegenüberzustehen. Schreib mal ein halbes Jahr lang jeden zweiten Tag nach solchen Nächten Gedichte, auf die klotzigen Wahrzeichen des Kapitalismus geschmiert, gut gemeint, aber alle schlecht formuliert, weil man zu müde und zu benebelt ist, bloß inspiriert vom Morgengrauen. Da kann man nur zur Anarchistin werden.
Nach diesem halben Jahr waren wir also ziemlich fertig. Wir wussten schon, das System war falsch, und überhaupt, man musste daraus ausbrechen. Aber was genau jetzt so falsch lief – letzte Nacht vergessen. Und zum Ausbrechen hatten wir auch keine Zeit, denn neben all den Parties, anstrengenden Gesprächen, dem Alkohol, den Drogen, dem Gedichte schreiben mussten wir auch noch zur Schule gehen, auch wenn die zum System gehörte, und lernen, auch wenn wir uns damit dem System beugten, und Zeit mit unseren Familien verbringen, auch wenn das total veraltet und systemtreu war, und Musik hören und ins Kino gehen und Kaffee trinken, auch wenn das nicht sehr produktiv war und das System auch nicht untergrub. Aber mein Gott. Oder, äh, Gott war ja eigentlich auch Teil des Systems. Also aber was solls. Wir waren ja auch nur Menschen.
Im Endeffekt guckten wir halt doch lieber „Berlin Tag & Nacht“, statt DIE Revolution zu starten. War bequemer. Einfacher. Und überhaupt, nach einem langen Schultag inklusive Lernen hatte man für so anstrengende Aktionen auch gar keine Nerven mehr. Wir fühlten uns klug und wichtig, wenn wir, uns an unsere Zigaretten und Weingläser klammernd, auf alten Sofas hockten und groß daherredeten von Veränderung und sozialen Umstürzen. Und morgens gingen wir nach Hause, legten uns schlafen, machten die Augen zu vor dem Morgen, der Realität, der Welt, unseren eigenen Behauptungen. So ging das dieses halbe Jahr dahin, bis einer von uns tatsächlich was tat, zumindest versuchte, seine großen Worte in die Tat umzusetzen, und dabei ordentlich Scheiße baute, und alles auseinanderfiel.

Der Anfang vom Ende kam ziemlich überraschend. Ich kannte den Typen, der alleine revoltierte, nicht wirklich. Er war halt auch da, in unserer großen Runde, wenn wir diskutierten und rauchten und tranken. Aber ich wusste nicht, wie er hieß, wer ihn mitgebracht hatte oder ob er alleine gekommen war. Störte mich nicht. Er war eben auch dabei. Als ich eines Vormittags, den ich eigentlich durchschlafen wollte, einen aufgeregten Anruf von Mimi, meiner Freundin in der Sucht, bekam und sie irgendetwas redete von wegen, Alex hätte eine Kirche abgefackelt, kannte ich  mich erstmal also gar nicht aus.
„Warte - WER hat WAS getan?“ Müde setzte ich mich auf.
„ALEX. Du weißt schon, dieser große brünette Typ mit Brille, der nur Weißwein trinkt.“ Ich konnte förmlich sehen, wie sie mit den Augen rollte und natürlich nach ihren Zigaretten suchte, während ich mein noch träges Gehirn nach einer Erinnerung an diesen Alex durchforstete. Eine trübe Gestalt manifestierte sich vor meinem inneren Auge.
„Äh, ja, ich weiß ungefähr, wen du meinst. Und der soll was bitte getan haben?“ Ich streckte mich und lehnte mich ans Kopfteil meines Bettes.
„Er hat eine Kirche abgefackelt. Die Kleine in der Nähe vom Industriegebiet.“
„Waren wir da nicht mal im Sommer grillen?“
„Ja, gleich daneben ist so ein ranziger Campingplatz, da waren wir.“ Wir schwiegen beide kurz und hingen unseren Gedanken an diesen Grillabend nach, der uns beiden nur verschwommen im Gedächtnis geblieben war.
„Aber darum geht’s ja grade gar nicht…“, fuhr Mimi dann hektisch fort, „…sondern es geht darum, dass die Kirche jetzt nicht mehr steht, weil Alex da heute Morgen Feuer gelegt hat.“
Sie begann, mir alles, was sie wusste, ausführlich zu erzählen. Offenbar war Alex an diesem Morgen nach der üblichen Gedichte-Kritzelei  nicht wie wir anderen nach Hause gegangen, sondern mit dem ersten Bus raus an den Stadtrand gefahren. Ob er es geplant hatte oder nicht, irgendwann war er jedenfalls bei der kleinen Kirche angekommen, hatte eine Seitentür aufgebrochen und mit seinem Gratis-Feuerzeug von irgendeiner System-Partei den hölzernen Jesus, das Tuch auf dem Altar, die Sitzkissen und ungefähr so jede Kerze, die er finden konnte, angezündet. Danach war er raus und hatte das Gebäude seinem Schicksal überlassen.
„Das ist ja mal krass!“ war mein wenig taktvoller Kommentar zu dem Vorkommnis. Aber was sollte man auch sonst sagen? „Und jetzt? Ist er verhaftet worden?“ Was unser Brandstifter nämlich gemacht hatte, während das Gotteshaus in Flammen aufging, hatte Mimi nicht erwähnt.
„Eben nicht! Er ist ja abgehauen und hat’s Coco erzählt, und die hat’s Marius erzählt, und der hat’s mir erzählt, aber inzwischen wissen es wohl schon alle. Nur die Polizei nicht. Zumindest noch nicht.“
„Das ist ja noch krasser…“ murmelte ich überrascht.
„Falls sie ihn suchen, wir wissen von nichts.“ Klar. Man konnte seine Leute nicht verraten. Auch wenn man sie nicht wirklich kannte. „Er hat sich was getraut, weißt du? Endlich hat sich einer was getraut.“ fügte Mimi nach kurzem Schweigen hinzu, und ich widersprach ihr nicht, obwohl ich es nicht revolutionär oder sinnvoll fand, Kirchen anzuzünden. Auf die Straße gehen und gegen Atomkraft oder für Tierschutz zu demonstrieren war immer noch effektiver. Aber das. Naja. Eigentlich nur riskant und kostspielig. Klar – das System musste die Feuerwehr bezahlen, die polizeilichen Ermittlungen, vielleicht einen Wiederaufbau der Kirche. Damit hatte man dem System schon eins ausgewischt. Irgendwie zumindest. Im Endeffekt den Steuerzahlern, also im Endeffekt auch uns. Aber das sagte ich alles nicht. Das wollte keiner hören.
Da ich also nichts Wichtiges mehr zu sagen hatte, verabschiedete ich mich von Mimi („Wie kannst du denn jetzt schlafen gehen?? Wo grade was passiert!“), legte das Handy weg und versuchte, wieder einzuschlafen. Aber es wollte mir nicht so recht gelingen. Nach einer Stunde zwischen Wachsein und Träumen, die voller Weißwein und brennender Kreuze waren, beschloss ich, es sein zu lassen. Stattdessen hievte ich meinen dürren Körper unter die Dusche und lies das Wasser so lange auf mich runterprasseln, bis ich mich wieder halbwegs belebt fühlte.

„Hast du’s schon gehört?“ fragte meine Mutter mich, als ich in die Küche getrottet kam.
„Hmmm?“
Sie starrte wie gebannt auf den Bildschirm unseres alten Röhrenfernsehers, über den Bilder einer brennenden Kirche flackerten. DIE Kirche. Eine blonde Reporterin sprach verwirrt ins Mikrofon. Es wurde bereits von Brandstiftung ausgegangen, und offenbar waren die Hauptverdächtigen unbekannte radikalreligiöse Ausländer. Natürlich. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und goss mir etwas Kaffee ein, den Mama offenbar für sich vorbereitet, nun aber ganz vergessen hatte.
„Wer macht denn sowas…das habe ich noch nie gehört. Einfach so.“ Sie wirkte ernsthaft irritiert. Aber wenn ich genauer drüber nachdachte, hatte ich auch noch nie irgendwo gehört, dass eine Kirche abgefackelt worden war. So in Friedenszeiten. Ohne offensichtlichen Grund. Natürlich kannte keiner den Grund, keiner, außer unserer Diskussionsrunde. Alex kämpfte gegen das System. Oder er bildete es sich zumindest ein. Seufzend setzte ich mich an den Küchentisch und stützte meine Tasse Kaffee auf meinen Knien ab. Inzwischen hielt die blonde Reporterin einem zuständig wirkenden Polizisten das Mikrofon unter die Nase.
„Wir, äh, ja, wir haben bereits Befragungen mit…mit möglichen Zeugen durchgeführt, aber, äh, dabei ist leider noch nichts herausgekommen.“ Er sprach unsicher, so wie alle Polizisten und Feuerwehrleute, die nach einer Katastrophe oder einem Verbrechen vor die Kamera gezerrt wurden, obwohl sie wirklich nicht für die Pressearbeit gemacht waren.
Ich konnte mir schon vorstellen, wen sie befragt hatten. Dort draußen war nie jemand. Höchstens ein paar Obdachlose und zugedröhnte, verlorene Hippies auf dem angrenzenden, wenig ansprechenden Campingplatz. Also allesamt Leute, die der Polizei nicht vertrauten. Und denen es auch scheißegal war, was so rund um sie herum passierte, Hauptsache, man ließ sie in Frieden schlafen oder kiffen oder weiß Gott was tun. Das brachte niemanden weiter. So langsam begann ich mich zu fragen, ob Alex das Gleiche im Kopf hatte, als er zur Tat geschritten war. Wenn ja, dann hatte er sich das nicht schlecht überlegt. Grübelnd rutschte ich auf dem Küchenstuhl hin und her. Meine Arschknochen lagen hart auf dem dunklen Holz auf und schmerzten. Ich kippte schweigend meinen Kaffee hinunter, während meine Mutter immer noch andächtig dem Bericht lauschte und immer wieder „Na sowas, na sowas…“ murmelte. Sie bemerkte es nicht einmal, als ich die Küche wieder verließ.

Mein Handy spielte derweil verrückt, so viele Nachrichten waren darauf eingegangen. Irgendjemand hatte eine Whatsapp-Gruppe gegründet, in der das ganze Vorkommnis diskutiert und Alex als Held gefeiert wurde. Er selbst war natürlich auch Mitglied und schrieb nur immer wieder so kryptische Sachen wie „Es war ein spontaner Akt gegen das System“, und dann schickte jeder andächtige Emojis. Ich brauchte eine halbe Stunde, um den gesamten Chatverlauf zu lesen, und danach schwirrte mir der Kopf. Wären wir doch bloß beim reden, trinken und Gedichte schreiben geblieben.
Aber ich sag euch was: es hat uns nicht gereicht. Oder, es hätte uns gereicht, wenn es Alex gereicht hätte. Irgendwann tut jemand was, und entweder die Gruppe lehnt es ab und verstößt ihn, oder aber sie feiert es hart.
Nur, Alex hat es nicht aus Systemhass oder Überzeugung getan. Ihm war schlicht und einfach langweilig. So wie uns allen. Wir langweilten uns in unseren hübschen, sicheren Erste-Welt-Leben, und wir waren jung und dumm, also gingen wir zu all diesen Parties und ließen  uns von radikalen Ideen anstecken, um sie dann wieder wegzusaufen. Nur manchmal blieb etwas hängen. Und Alex, Alex, der nur Weißwein trank, und zwar nicht den ausm Tetra-Pack, sondern den ausm Fachhandel, diesem Alex war heute Morgen so unfassbar langweilig, weil er nicht zu seinem Studienplatz der Rechtswissenschaften und seinen Eltern aus der Mittelschicht und seinem promiskuitiven, jedoch wenig erfüllendem Liebesleben zurückkehren wollte. Also fuhr er an den Stadtrand und fackelte diese Kirche ab, in der Hoffnung, aus den heiligen Trümmern als ein neuer Alex emporzusteigen. Naja, ich meine, er kam mir nicht vor wie einer, der groß etwas verändern wird, aber er hatte jetzt eine Whatsapp-Gruppe voller Fans, was will man heutzutage mehr?

Sie erwischten Alex tatsächlich nicht. Dies imponierte seinen Jüngern nur noch mehr. An seiner statt wurden eben ein paar Ausländer dritter Generation, die in einem Betrieb nahe der Kirche arbeiteten, fest genommen, einfach, damit die Polizei behaupten konnte, wir haben jemanden. Gerecht war das nicht. Aber Alex, der so gegen das ungerechte System war, kümmerte das nicht.
„Jede Revolution fordert ihre Opfer.“ pflegte er zu sagen, während er an seinem Weißwein nippte, sich mit seinem legendären Gratis-Feuerzeug von irgendeiner System-Partei eine Zigarette nach der anderen anzündete und dann melancholisch Rauchringe gen Zimmerdecke schweben ließ. Irgendwann fing Mimi was mit ihm an, oder er mit ihr, die beiden miteinander eben, und ab da war sie nicht mehr meine Freundin, weder in der Sucht noch irgendwo sonst. Ich kam auch immer weniger zu den Treffen, weil meine persönliche Sucht überhandnahm und ich kaum mehr die Kraft aufbringen konnte, einen normalen Tag zu überstehen, ohne umzufallen. Eines Tages warf man mich aus der Whatsapp-Gruppe. Niemand der Möchtegern-Revolutionäre kam vorbei, als ich im Krankenhaus landete und man mir einen Schlauch in die Nase steckte. Dafür kam jeder von ihnen zu einer alten Lagerhalle aus Kriegszeiten, die Alex als nächstes abzufackeln gedachte.
Ich sah auf dem Bildschirm des Krankenhausfernsehers, wie die Hallte brannte und brannte, als gäbe es kein Morgen mehr. Die gleiche Nachrichtensprecherin wie beim letzten Mal redete etwas von Brandstiftung, nur dass dieses Mal keine Ausländer verdächtigt wurden, sondern…naja, niemand eigentlich. Man hatte auf die Schnelle keinen passenden Sündenbock gefunden. Aber spätestens morgen würde man wieder einen haben. Ich schaltete um, bevor sie wieder einen Polizisten zum Reden zwangen. Das musste ich mir nicht geben. Es war doch immer das Gleiche.

Ich habe Alex nicht verraten. Ich vertraute darauf, dass ihn das System schon fangen oder die Anarchie ihn umbringen würde, irgendwann. Und es kam, wie es kommen musste: Die Revolution frisst ihre Kinder. Man sollte das zu einem Naturgesetz erklären.
Alex wurde an dem Abend unter den Trümmern eines einstürzenden, brennenden Bungalows begraben, dekadentes Zeichen der Oberschicht, an dem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich sah den Bericht im Fernsehen, auf genau derselben Stelle sitzend, auf der ich das letzte Mal gesessen hatte, nur, dass meine Arschknochen nicht mehr so unangenehm drückten. Meine Mutter war schockiert, ich nicht.
Ich ging sogar auf Alex‘ Beerdigung. Sie fand ironischerweise in einer sehr schönen, alten Kirche im Stadtzentrum statt. Das fand ich schon fast wieder lustig. Mimi stand ganz vorne. Sie weinte ziemlich heftig, und da stahl ich mich davon, um eine halbe Stunde später in einem Restaurant zu landen, wo ich mir den teuersten Weißwein auf der Karte bestellte und Alex innerlich einen Toast aussprach.
Er hatte nichts bewegt, er hatte nur zerstört, aber im Endeffekt, da kehren wir doch alle brav an unsere angestammten Plätze zurück, die wir ein Leben  lang einnehmen sollen. All die Eskapaden davor sind nur rebellische, romantisch anmutende Intermezzi, und sie sind nie von Dauer. Alex, unser großer, radikaler Held, lag nun also in einem sündteuren Eichensarg in einer Kirche, die von Steuern und Spenden der von ihm verhassten Systemtreuen lebte. Und genau da gehörte er hin.





Grüße aus Finnland

Fotos und Text von Lena


Es ist so mittelkalt und ich sitze an eine Birke gelehnt am Campingplatz in Oulu, Finnland. Es ist eigentlich ruhig, nur ein bisschen Musik und Gegröle von den Festivalbesucher_innen ein paar Meter enfernt klingen zu mir herüber, außerdem das Schnarchen meines Reisekompanen, der bei meinem Aufstehen meinte, „Ääähh..hmm....es---is....nu-- viel..zu.-frü...unnnd....chrrrrr..“.
Eine fette Entenschar watschelt an mir vorbei, ich frage mich, wie die sicher dreißig Enten wohl hierhergekommen sind. Dann wieder nur Musik und Gegröle. Und halt das Schnarchen, aber an das bin ich schon so sehr gewohnt, dass es mir schon eher auffällt, wenn ich es nicht höre.
Also beschließe ich, die Postkarten, an denen wir schon seit den letzten letzten zwei Wochen geplant haben, zusammenzukleben. ♠














Das Gegenteil von Einsamkeit oder Das Leben muss man teilen



Bild und Text von Caro

Antworttext auf diesen Post von Dora: Einsamkeit

Wir sind alle Individuen, die Seite an Seite existieren. Einzelne Menschen mit ihren jeweiligen Leben, in ihren jeweiligen Welten, die täglich kollidieren und sich wieder voneinander losreißen, aber nicht, ohne Spuren beim anderen zu hinterlassen. Wir mögen zwar alle eigenständige Persönlichkeiten sein, aber wir sind auch durch ein unsichtbares Netz von zwischenmenschlichen Beziehungen miteinander verbunden. Was ich auch tue oder sage, es betrifft nie nur mich alleine.
ich du er sie es wir ihr sie
- wir sind alle verbunden; manche Bindungen sind lose, manche fest; manche Bindungen liebt man, braucht man fast, andere wiederum sind negativ besetzt. Aber Fakt ist: Diese Bindungen sind alle da, existieren, halten uns (fest).
ICH – DU – WIR
Einsamkeit ist ein Haus, wo alle Vorhänge zugezogen und alle Türen verschlossen sind. Wo jeder Besucher erwünscht und doch nicht willkommen ist. Wo das Gewicht von 1000 verlebten Leben auf den Bewohner drückt.
Ein Haus, das in sich zusammen fällt, sobald Besucher kommen und die Isolation mit Worten, Gefühlen, Leben füllen. Ein Haus mit einem Bewohner, der sich sofort wieder in die Trümmer zurückzieht.
Ein Haus als Konstrukt, das abgerissen gehört.
ALLE
Das Gegenteil von Einsamkeit sind wir alle, wie wir uns (fest)halten. Das Gegenteil von Einsamkeit ist laut und doch unglaublich sanft. Das Gegenteil von Einsamkeit ist bis zum Anschlag aufgedreht. Das Gegenteil von Einsamkeit ist, die Leere zu füllen und deine Welt mit der eines anderen kollidieren zu lassen. Das Gegenteil von Einsamkeit ist, die Trümmer wegzuräumen. Das Gegenteil von Einsamkeit ist, dein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und deinen Empfindungen, Erfahrungen, Freuden und Ängsten zu teilen. 



a good yet heartbreaking read: Marina Keegan - The Opposite of Loneliness





Leute, es war billig!

Text von Caro, Illustration von Lena


Anfang Juli sind meine drei besten Freundinnen und ich auf Abireise quer durch Europa gefahren. Per Zug, Bus und Flugzeug haben wir Babenhausen, Berlin, Hamburg, Amsterdam, London und Brighton besucht. Da wir mittellose Abiturienten sind und möglichst viel Geld sparen wollten (aber nicht, was Shoppen angeht), haben wir die billigsten Transportmittel und Hotels gebucht – dass dabei nicht immer nur Gutes rauskommt, war uns klar. Dass die Reise dadurch ein echtes Abenteuer werden würde, auch. Zumindest so irgendwie. Aber mit allem, was uns deswegen so passiert ist, haben wir dann doch nicht gerechnet.

Babenhausen
Hier denkt sich wahrscheinlich mal jeder: „Hä? Babenhausen? Das ist bitte wo?“ Wussten wir auch nicht, bis wir beschlossen haben, unbedingt die Shishabar unseres Lieblingsdeutschrappers Haftbefehl besichtigen zu müssen und unseren Trip damit zu beginnen. Etwas befremdlich, ich weiß. Aber wir sind nicht unbedingt dafür bekannt, die logischsten Entscheidungen zu treffen. Auch hier war es eher so:

Quelle: Pinterest

Bereits bei der Planung der Reise stießen wir hier auf erste (selbstverschuldete) Hindernisse: Wir hatten irrtümlich angenommen, die Shishabar sei in Oberhausen. Erst, als bereits alle Züge gebucht waren, bemerkten wir unseren Fehler und mussten alles noch einmal über den Haufen werfen. 
Nach einigem hin und her sind wir dann aber doch noch nach Babenhausen gekommen. Aber erst, nachdem uns ein fies grinsender Typ im Zug von unserem Viererplatz vertrieben hat – er hatte da reserviert. Und alleine sitzt es sich ja auch viel schöner an dem großen Tisch. 

In Babenhausen war unsere angepeilte Location (aka die Shishabar) dann immerhin schnell gefunden. Sie war ein direkter Teil des winzigen Bahnhofgebäudes und sperrte leider erst um fünf Uhr nachmittags auf. Unser Zug war aber bereits um 12 Uhr mittags angekommen, und so hieß es warten. Da Babenhausen nicht sonderlich groß und schon gar nicht touristisch ist, avancierten wir vier jungen Mädchen mit den großen Koffern, dem unverständlichen Dialekt und dem penetranten Vortragen eines klassischen österreichischen Zeltfestlieds schnell zur lokalen Attraktion. Ein Coffeeshop-Besitzer fragte uns entgeistert, was für bescheuerte Zugverbindungen wir denn bitte gebucht hätten und versicherte uns, dass es hier immerhin nicht so asozial wie im benachbarten Hanau sei. Unsere ursprüngliche Motivation für Babenhausen teilten wir niemandem mit. Das war uns dann doch irgendwie zu blöd. Stattdessen spielten wir Runde um Runde von fuck, marry, kill und spazierten schließlich um viertel nach fünf total cool in die Shishabar, die sich als wirklich schön und auch preiswert herausstellte. Das Warten hatte sich also gelohnt.

Berlin
Nach Berlin zu kommen, gestaltete sich schließlich schwieriger als gedacht. Die Deutsche Bahn, nicht gerade bekannt für ihre Zuverlässigkeit, hatte nämlich kurzfristig beschlossen, unseren Zug einfach abzusagen. Wir standen also im – wir erinnern uns – asozialen Hanau und wussten nicht, wohin. Die Deutsche-Bahn-Mitarbeiter machten genau wie die Leute im Saturn einen auf „Das ist nicht meine Abteilung“, und so musste uns ein lokaler S-Bahn-Mitarbeiter helfen, doch noch nach Berlin zu kommen – mit einem anderen Zug eben. In ebenjenem begegneten wir dann auch prompt der deutschen Schauspielerin Karoline Herfurth (den meisten wahrscheinlich bekannt aus Fack ju Göhte) und deckten uns bei einem zuvor erfolgten Umstieg in Fulda mit reichlich Kebap (oder auch: Döner) ein. 
Irgendwann nach Mitternacht landeten wir schließlich in Berlin. Im Hostel angekommen, stellten wir irritiert fest, dass sich fremdes Gepäck in unserem Zimmer befand, welches auch der Hotelinhaber keinem seiner Gäste zuordnen konnte. Wir wurden kurzerhand umquartiert und zogen am nächsten Tag in ein anderes Hotel um. In diesem ganzen Chaos ging leider ein iPhone-Ladekabel verloren.
Die nächsten Tage in Berlin verliefen dann relativ friedlich und ohne gröbere Komplikationen. Der Rezeptionist unseres Hotels gab uns eine motivierte Lebensweisheit mit auf den Weg, die sich später noch als äußerst relevant herausstellen sollte: „Es gibt keine Probleme. Nur Herausforderungen und Lösungen.“

An dem Nachmittag, an dem wir nach Hamburg weiterfahren wollten, sahen wir uns mit einer Situation, die diese positive Denkweise erforderte, konfrontiert. Wir gutmeinenden Touristen hatten uns eine Tageskarte für die U-Bahn gekauft – in dem festen Glauben, diese gelte 24 Stunden. Leider hatten wir das Kleingedruckte fröhlich ignoriert. Dies besagte nämlich, dass eine Tageskarte nur bis drei Uhr früh des Folgetages gültig ist. Bei einer Fahrkartenkontrolle auf dem Weg zurück zu unserem Hotel zückten wir also beherzt unsere Tageskarten, nur, um dann festzustellen, dass wir irrtümlich schwarzgefahren waren. Die Kontrolleure hatten schließlich Mitleid mit unseren verwirrten touristischen Seelen und senkten die Strafe um die Hälfte. Unser Cashflow und unser Zeitplan wurden durch das ungewollte Erstarken unserer kriminellen Energie dann trotzdem etwas in Mitleidenschaft gezogen.

Hamburg
Nach diesem ernüchternden Erlebnis gestaltete sich die Weiterreise nach Hamburg natürlich auch nicht so schön, wie wir uns das erhofft hatten. Im Speisewagon unseres Zuges wurde ein besitzerloser Koffer aufgefunden. Der Zugfahrer teilte uns trocken mit, dass man die Bundespolizei benachrichtigt hatte, um eine etwaige Bombengefahr zu untersuchen und einzudämmen. Wir waren bereits leicht hysterisch, als wir schließlich mit Verspätung in Richtung Norden losrollten.
In Hamburg bekamen wir zum ersten Mal einen Vorgeschmack darauf, was uns noch erwarten würde, weil wir die billigsten Hotels gebucht hatten. Als wir am ersten Abend vom Bahnhof zu unserem Hamburger Hotel wanderten, wurde uns leicht mulmig. Das Viertel, in dem sich unsere Wohngelegenheit auf Zeit befand, war alles andere als schön und ging ziemlich in Richtung Ghetto, wie man so schön sagt. Wir beschlossen einstimmig, hier abends nicht lange wegzubleiben. Das Hotel an sich war dann eigentlich ganz okay. Wir klauten immer Essen vom Frühstücksbuffet, weil das bereits im Preis inbegriffen war und hätten es auch so ziemlich klasse gefunden, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass es im Bad permanent nach Urin stank und sich vor dem Klo ein dickes Glasfenster befand, welches einem einen verzerrten, aber doch relativ eindeutigen Einblick in die Geschäfte des Klogehers ermöglichte. Dies und das ständige Geheule von Sirenen trugen nicht unbedingt dazu bei, uns gemütlich zu stimmen.

Amsterdam – und vorher noch ein bisschen Hölle
Unser heftiges Bestreben, wenig Geld für Transportmittel und Hotels auszugeben, führte dazu, dass wir nur einen Tag im überteuerten Amsterdam verbrachten. Die Reise dahin war dafür auch gleich extra abenteuerlich: Von Hamburg aus ging es in einem Zug bis nach Münster, wo wir uns ein Abteil mit einem an den Lippen zusammengewachsenen Pärchen teilten. In Münster stiegen wir um in einen Zug nach Enschede, einer Stadt in den Niederlanden, wo wir von Mitternacht bis um fünf Uhr früh warten mussten, um nach Amsterdam zu kommen. Dieser kleine Makel war uns bei der Planung der Reise leider nicht sofort aufgefallen, oder aber, wir hatten ihn einfach schnell verdrängt. Irgendwo muss man ja sparen.
Zuerst fanden wir noch eine halbe Stunde Zuflucht im Bahnhofseigenen Burger King. Dieses Glück währte aber eben nicht lange, und kurz darauf wurde auch das Bahnhofsgebäude (samt Toiletten) abgeschlossen. Wir  saßen also in der Kälte draußen bei den Gleisen und bibberten um die Wette. An Schlaf war nicht zu denken. Gesellschaft leisteten uns aber immerhin ein amerikanisches Pärchen mit kaum Gepäck, dafür einem Kleinkind, ein einsamer Reisender mit Riesenkoffern und ein Klavier, das mitten im Freien stand und auf eine geübte Hand wartete. Da niemand von uns dem Klavierspiel mächtig ist, wurde es allerdings bloß zu dekorativen Zwecken für einen Instagram-Post verwendet. Gegen zwei Uhr erfolgte eine Explosion in unmittelbarer Nähe, was die ganze Situation nicht unbedingt angenehmer machte. Außerdem fanden wir noch eine fast volle Packung Zigaretten und ein kleines Plastiksäckchen, dessen früherer Inhalt eindeutig den Niederlanden zuzuordnen war. Als wir um fünf Uhr früh in einen zugigen Regionalzug nach Amsterdam stiegen und dort immerhin eine Stunde schlafen konnten, kam uns das also schon ziemlich paradiesisch vor.

Amsterdam selbst verzauberte uns dann aber nicht weiter. Ehrlich gesagt stank es nur ziemlich. Komplett übermüdet, mit Koffein vollgepumpt und notdürftig auf einem Klo zurechtgemacht, staksten wir aus dem Bahnhofsgebäude in jene Stadt, die The fault in our stars als „die Stadt der Freiheit“ bezeichnet wird. Nach stundenlangem Herumgewandere, einer pelzigen Zunge trotz strenger Marihuana-Abstinenz und dem Verwechseln einiger Prostituierter mit Schaufensterpuppen hing uns die Freiheit aber ziemlich zum Hals raus. Erst eine Bootsfahrt, die zwei von uns zur Hälfte verpennten, brachte uns die schöne Seite Amsterdams näher. Architektonisch gesehen ist die Stadt nämlich wirklich eine Perle. Ansonsten waren wir aber sehr froh, als wir abends nach London weiterfuhren…

London
Wir waren bereits fast 36 Stunden wach, als wir uns auf einer Bushaltestelle irgendwo in Amsterdam wieder fanden und auf einen Bus warteten, der absolut nicht pünktlich war. Ein mittelalter Schotte mit demselben Reiseziel wollte uns für eine Diskussion über die Problematik der Klimaerwärmung gewinnen, aber Übermüdung und allgemeine Ignoranz führten dazu, dass wir nicht wirklich mitredeten.
Der Busfahrer ermahnte uns schließlich, Amsterdam auch bitte in Amsterdam zu lassen, woraufhin einige Mitreisende etwas abzugeben hatten. Wir führten nur ein Kondom mit Weedprint auf der Packung mit uns (ein Geschenk für einen Freund), aber meine Paranoia veranlasste uns dazu, es zwischen weiblichen Hygieneartikeln zu verstecken. Dies stellte sich im Nachhinein als unnötig heraus, da die Grenzkontrollen zwar ewig dauerten und relativ unheimlich waren (man stelle sich bitte eine überwachte Anlage, mies gelaunte Kontrolleure, kahle weiße Räume mit Postern von vermissten Leuten vor), man aber nicht durchsucht wurde. 

Nach einer durchdösten Nacht mit einigen Klopausen im winzigsten Busklo aller Zeiten fuhren wir schließlich in Calais auf die Fähre nach Großbritannien auf. Trotz des leichten Wellengangs kotzt eine geplagte junge Seele in einen der zugigen Flure, was uns gemeinerweise ziemlich lustig vorkam. Vielleicht waren aber auch nur die extreme Müdigkeit und das Erlebte der vergangenen 48 Stunden daran schuld. Wir blieben jedenfalls in der Nähe des Geschehens sitzen, auch, weil sich dort die einzige nicht von Asiaten okkupierte Steckdose auf der gesamten Fähre befand.

London stellte sich dann als Hoteltechnischer Tiefpunkt heraus. Zwar extrem schön in South Kensington gelegen, fehlte der Unterkunft unserer Wahl aber schon mal eine Rezeption. Wir wurden von Antonio und Jesus (aufgrund seines Aussehens von uns so benannt) empfangen, die gleich mal klarstellten, dass das Zimmer noch nicht bewohnbar war. Nach einigen dubiosen Telefonanrufen („The girls stay here!“) wurden wir schließlich mit der Bitte weggeschickt, um drei Uhr nachmittags wieder zu kommen.
Als wir zum abgemachten Zeitpunkt wieder auftauchten, war nur noch Jesus anwesend, der uns erst in ein anderes Hotel schicken wollte, dubioserweise mit einem Taxi, das nur um sechs Uhr abends fahren konnte. Wir sträubten uns heftig (vor allem, weil wir endlich mal wieder duschen wollten) und bekamen schließlich ein Zimmer im Keller, das allerdings erst einmal gesaugt werden musste. Das Bad teilten wir uns mit einem Franzosen Mitte 40, der präferiert in Unterhosen rumlief.
Schnell stellten wir die Theorie auf, bei der Mafia gelandet zu sein, und sperrten abends immer extra ab. Der Fund eines fremden menschlichen Zehennagels in meinem Bett trug auch nicht zur emotionalen Verbesserung der Situation bei. Meine Freundinnen mussten mich wiederholt darauf hinweisen, dass es dafür eben nicht viel kostete („Leute, es war billig!“). Ach ja: Bezahlen konnte man übrigens ausschließlich mit Bargeld. Nur so am Rande.

Brighton
Die Küstenstadt ist nicht ausschließlich süß und idyllisch. Eine meiner Freundinnen meinte beim Anblick der vielen älteren Einwohner, hier kämen die Leute wohl her, um zu sterben. Unser Hostel war auch das Gegenteil von nett. Im Frühstücksraum schrien sich zwei Frauen an, während nebenher Assi-TV lief, und erschrocken stellten wir fest, dass ziemlich viele Erwachsene in dem Hostel zu wohnen schienen. Ein Schild auf dem Klo nahe der Lobby informierte einen darüber, dass alle 30 Minuten jemand kontrollieren kam. Wir wollten gar nicht genauer wissen, was dort schon alles vorgefallen war und freuten uns schon sehr auf die heimischen Toiletten. Die waren nach den zwei Wochen auch direkt ein Erlebnis. 



Was ich euch gerne sagen würde

Text von Alina, Collage von Lena


Es war ein wirklich kalter Tag im Januar an dem die AFD geführt von Björn Höcke beschlossen hatte in meiner kleinen feinen Heimatstadt zu demonstrieren. Schnee fiel poetisch auf meine Freunde, Familie und die halbe Einwohnerschaft Jenas die sich vor der Stadtkirche zur Gegendemonstration versammelt hatte. Während Höcke keine 50 Meter entfernt auf dem Marktplatz eine Rede hielt, sprach ich folgende Worte in ein Mikrofon, gehalten von meinen zitternden behandschuhten Händen:



Sehr geehrter Herr Höcke, sehr geehrte Menschen auf der anderen Seite der Polizeiabsperrung,

ich möchte euch nicht angreifen, beleidigen - verstehen kann ich euch aber auch nicht.

Mir wird schwindelig,  wenn ich euch seh.
Schwindelig von all der Ignoranz, schwindelig von all dem Hass.
Ich möchte näher zu euch, mehr sehen, mehr begreifen. Ich kann nicht. Gepanzerte Menschen würden mich zurückhalten. So bleibt mir nur, in die Rufe einzusteigen. Ich schrei so laut ich kann: "Nazis raus!".
Für mehr hat es nicht gereicht.
Ich möchte euch übertönen. Übertönen, dass es euch gibt.
Aber das bringt uns nicht weiter.
Wir haben keine unlösbare Flüchtlingskrise, wir haben ein Rassismusproblem.

1054 rechts motivierte Gewalttaten gab es im letzten Jahr. Dabei wurden es Monat für Monat mehr.
Wo soll das hingehen? Was soll damit erreicht werden?
Gewalt egal gegen wen gerichtet ist immer absolut verwerflich.
Die Gewalt der letzten Monate ist jedoch (wenn möglich) noch verabscheuungswürdiger: sie richtete sich gegen Menschen, die Schutz bedurften bzw. diesen gewährleisten wollten.

Wie kann das entstehen? Wie kann sich soviel Angst sammeln, dass man andere Menschen nicht mehr als gleichwertig empfindet? Oder war das schon immer so und nur jetzt, in dieser Situation tritt es zutage? Könnt ihr mir darauf eine Antwort geben?
Ich kann euch nur diese eine Frage beantworten:
Warum sollten wir helfen? Ganz einfach: weil wir es können. Deutschland ist eines der wohlhabendsten Länder der Welt.
Wir haben die Möglichkeiten. Doch wir sind auf dem besten Weg, unsere Menschlichkeit zu verlieren.
Es wird mehr über Flüchtlingsobergrenzen als Hilfsmöglichkeiten diskutiert. Auf Facebook wird regelmäßig zu Hetzjagden aufgerufen. Es ist zum Alltag geworden, brennende letzte Zufluchtsorte von Geflüchteten im Fernsehen zu sehen.

Jedoch bringt diese Krise auch das Beste in Menschen zutage: Spenden wurden gesammelt, nächtelang Notunterkünfte eingerichtet, bei Kälte und Sturm versucht, dass Fackelmärsche nicht an Flüchtlingsheimen vorbeikommen. Kinder haben sich zusammengetan, um mit Kindern zu spielen. Jugendliche verabreden sich wöchentlich zum Deutsch lehren und lernen. Erwachsene verbinden wundgelaufene Füße.
Wir sind eins. Eine Menschheit. Eine Gesamtheit, die sich nur in den Dingen unterscheidet, die sie tut. Und das - unser Verhalten - bestimmen wir selbst.

Es ist die große Wahl, die wir neben all den nichtigen haben: überwinden wir unsere Angst vor dem vermeintlich Fremden und wachsen mit ihm oder ergeben wir uns unserer Furcht.

Unter den jetzt noch nicht Vertrauten ist dein neuer Arbeitskollege, die Ärztin, die dir in 20 Jahren einen Tumor entfernt, dein zukünftiger bester Freund, vielleicht der Mensch, den du bis ans Ende deines Lebens lieben wirst, vielleicht auch nicht.
Wer weiß das schon? Aber wollen wir es nicht wenigstens rausfinden?

Alina Sonnefeld